Treffpunkt “Biathlon-Kreuzung” auf den Beckumer Pütt-Tagen

Was hier in Beckum auf uns zu kommen könnte, das wissen wir aus dem Vorjahr, als die Biathlon-Tour auf der Zukunftsmeile der 800-Jahr-Feier der Hansestadt Beckum an 2 Biathlon-Tagen auf dem Rathausplatz über 1000 Mitmachende und 170 mutige Wettkämpfende begrüßen durfte. Spätestens seitdem gehört diese smarte Stadt im südlichen Münsterland, die sich (geographischer) Mittelpunkt Westfalens nennen darf, zur “Hall of Fame” der Biathlon-Tour-Etappenstädte. Doch auch bereits 2016 bei unserer Etappenpremiere auf den Beckumer Pütt-Tagen erlebten wir einen Biathlontag voller Lebendigkeit mit so vielen Wettkämpfenden, wie bei kaum einer anderen Etappe seinerzeit. Nun dürfen wir also zurückkommen auf das jährliche Beckumer Stadtfest, das stets am 1. Septemberwochenende die gesamte Innenstadt zur Festzone macht und für eine bestens besuchte City sorgt. Für beide Wochenendtage erhält die mobile Biathlonarena einen maßgeschneiderten Platz am Rande der Fußgängerzone an der Kreuzung Oststraße / Clemens-August-Straße und bei bestem Spätsommerwetter starten wir am Samstag gegen 11 Uhr in den insgesamt 14-stündigen Volksbiathlon, der am Sonntagabend gegen 18 Uhr seinen Sieger gefunden haben wird. Bis dahin laden wir alle Neugierigen ab 12 Jahren zum Mitmachen und mitwettkämpfen ein, doch lockern wir unsere Altersbegrenzung wegen der riesigen Nachfrage der Jüngeren gefühlte 200-300 Mal und bieten also zusätzlich auch den 8-11-Jährigen sozusagen das “sportliche Affentheater”, um den Namen des kreativen Kidsevent neben uns einmal aufzugreifen. Auf der kleinen, schmalen Fläche von 17 x 6 m bieten wir auf 4 Schießbahnen das Lichtschießen aus 10 m Entfernung auf Ziele mit 45 mm Durchmesser und haben für den Wettbewerb die Skilanglauf-Cardiogeräte aufgebaut, auf denen jede/r Wettkämpfende vor den 5 Schüssen Stehendschießen eine Distanz von virtuellen 400 m in der Doppelstocktechnik zurücklegt. Los geht’s, wir sind gespannt, ob wir die Beckumer wieder mitnehmen können zur Biathlon-Begeisterung?

Frauen, Männer, älter, jünger, Familien: Soo viele neugierige Mitmachende

Hier in Beckum zeigt sich in besonders schöner Weise, dass wir mit Biathlon eine Sportart zum Mitmachen anbieten, die alle Generationen und Frauen gleichsam wie Männer anspricht.Die Kids-Begeisterung hatte ich oben bereits angesprochen. Manches Mal müssen wir oder die Eltern das 4 kg schwere Infrarot-Biathlongewehr etwas stützen, damit die Jüngsten beim Kraftakt des Anvisierens auch Erfolgserlebnisse feiern können. Die spontanen Wettkämpfe bringen zahlreiche Familienduelle hervor, oben links etwa der Dreikampf der Neumanns, den Papa Dirk mit 3 Treffern gegen Ehefrau Sandra und Sohn Erik mit jeweils einem Treffer gewinnt. Nicht weniger oft haben die Damen das bessere Ende für sich und erweisen sich bei der Zielsicherheit als mindestens ebenbürtig mit den Männern. Unter den 6 Meisterschützen/innen, die an diesen beiden Tagen im Wettbewerb alle 5 Schüsse in Treffer verwandeln, sind 3 Damen und beim Kids-Wettbewerb sind mit Polina und Emily gleich zwei Mädchen auf den besten Plätzen. Besonders freuen wir uns aber auch über zahlreiche Senioren/innen unter den Mitmachenden. Als Beispiel im Bild links zeigen wir Marietta Bindßus. Die 67-Jährige gibt sich nicht mit ein paar Schüssen am Biathlongewehr zufrieden, sondern nimmt an beiden Tagen auch am Wettkampf teil und kämpft sich dabei in imponierender Weise durch die kraftaufwändigen 400 m Skilanglauf in der Doppelstocktechnik. Solche Momente sind Belohnungen und Motivation für manche Mühe in der Ausrichtung der Biathlon-Tour, denn jung und älter in einem Wettbewerb zusammenzuführen, bringt einfach eine wunderbare Stimmung hervor, weil Begeisterung von 8 – 80 Jahren so viele verschiedenen Facetten hat und hier an der Biathlonarena gemeinsam ausgelebt werden.

Bereits der Samstag bringt mit ca. 400 Mitmachenden und 60 Wettkämpfenden quantitativ schöne Zahlen hervor. Am Sonntag sind es dann sogar nochmal deutlich mehr, so dass am Ende rund 1000 Neugierige an den Biathlongewehren ihre Treffsicherheit getestet und 135 Wettkämpfende mutig die Challenge angenommen haben werden.

Starke Leistungen: 35 Wettkämpfer/innen mit 4 oder 5 Treffern und Chancen auf den Etappensieg

Schon im vergangenen Jahr waren die Wettkampfergebnisse hier in Beckum aussergewöhnlich gut und veranlassten den damaligen Stargast, Biathlon-Olympiasieger Ebs Rösch, zu der Aussage “schade, dass Beckum nicht auf 1000 m Höhe liegt, denn dann wäre die Stadt ein Talentreservoire für die Sportart Biathlon”. Seinerzeit erzielten 35 der 170 Wettkämpfenden 4 oder 5 Treffer mit ihren 5 Schüssen nach der Belastung des 400 m Skilanglaufes. Eine solche Menge treffsicherer Wettkämpfenden konnten wir in den zurückliegenden Jahren nicht einmal in den Biathlonregionen Thüringer Wald oder Schwarzwald verzeichnen. An diesem Wochenende sind die Wettkampfleistung sogar noch etwas besser, denn die errneuten 35 Ergebnisse mit 4 oder 5 Treffern (inklusive der 3 Meisterschützen/innen aus dem Kidswettbewerb) verteilen sich auf 134 Wettkämpfende. Der schöne Nebeneffekt der guten Ergebnisse: Der Wettbewerb um den Etappensieg nach dem Modus “Treffer vor Zeit” bleibt bis zum letzten Schuss am Sonntagabend spannend. Zahlreiche Führungswechsel mit aufkeimenden und wieder enttäuschten Hoffnungen hielten den Wettbewerb um den Gewinn der Reise zum Finale der Biathlon Deutschland-Tour im März 2026 nach Oberhof lebendig und stimmungsvoll. Im Folgenden erzählen wir einige der besten Leistungen dieser beiden Tage hier noch einmal nach.

Juliia bringt Biathlon-Know how aus der Ukraine mit

Bereits am Samstagmittag ist Juliia Kochysh aus Oelde zusammen mit ihren Kids an der Biathlonarena und üben engagiert an den Biathlongewehren. Es fällt gleich auf, dass Juliia Biathlonerfahrung mitbringt, denn technisch sieht das bei ihr sehr geübt aus und die Schießergebnisse sind nahezu perfekt. Wir kommen mit ihr ins Gespräch und erfahren, dass Juliia aus der Ukraine nach Oelde gekommen ist. Deutsch hat sie schnell und sehr gut gelernt. So kann sie uns ihre Bemühungen erzählen, in Deutschland wieder als Biathlontrainerin zu arbeiten, so, wie zuvor in der Ukraine. Gerne würde sie bei der Talentförderung in ihrer Sportart helfen. Dass sie dabei im Westfälischen bisher nicht erfolgreich war hat natürlich vor allem geographische Gründe. Im Thüringer Wald, Harz, Schwarzwald oder Sauerland hätte sie sicher bessere Chancen. Dass Juliia eine gute Trainerin sein muss zeigen bereits ihre beiden Kids, denn die 9-jährige Polina gewinnt als einzige fehlerfreie Schützin den Kidswettbewerb und ihr Zwillingsbruder ist mit Abstand der Schnellste in diesem Wettbewerb und holt mit 3 Treffern den 4. Platz. Doch auch Juliia setzt im Wettbewerb eine erste Bestmarke und wird zur einzigen Meisterschützin des Samstags. 5 Treffer und 3:34 Minuten machen die sympathische Biathletin sozusagen zur “Halbzeitmeisterin” dieser Etappe. Natürlich sind wir unparteiisch, aber ein wenig haben wir schon gehofft, dass wir Juliia als Etappensiegerin mit nach Oberhof nehmen können, um ihr das deutsche Biathlonparadies zeigen zu können, wo sie sicherlich als Biathlontrainerin sehr viel gefragter wäre als im Westfälischen. So einfach machen es uns die starken Beckumer Biathleten/innen aber nicht. Dass wir dennoch versuchen Juliia auf ihrem Weg zur Biathlontrainerin in Deutschland zu helfen versteht sich aber von selbst.

Die treffsichere Familie

Am Samstag gewinnt Sandra Günzel das Biathlonduell mit ihrem Vater, Jürgen Dickmann mit 4:3 Treffern. (im Bild untere Bildreihe rechts). Doch der Papa legt am Abend nach und erreicht mit 2:41 Minuten und 4 Treffern das viertbeste Samstag-Ergebnis. Am Sonntag liefert sich Sandra ein Duell mit ihrer Schwester Tanja, bei dem beide starke 4 Treffer erzielen. Dass Sandra mit diesem fast perfekten Biathlonwettkampf nicht das indirekte Duell mit ihrem Ehemann Marvin (im roten Hemd) gewinnen kann, liegt daran, dass auch das vierte Familienmitglied bemerkenswerte Treffsicherheit mitbringt und mit 4 Treffern und 2:52 MInuten am Ende den 16. Platz in der Gesamtrangliste beider Tage erreicht. Champion der treffsicheren Familie ist am Ende Jürgen, der den 12. Platz in der Einzelrangliste schafft. Sowohl für Jürgen wie auch für Marvin hätte der 5. Treffer den Etappensieg gebracht. So greifbar nah liegt an diesen 2 Tagen für einige Wettkämpfende, Millimeter liegen zwischen Jubel und Enttäuschung.

Die Männer mit Tempo, die Damen mit Treffsicherheit

Lange Zeit läuft es an diesen beiden Tagen nach dem gleichen Muster ab. Die Männer jagen die Temporekorde, doch die Damen treffen und belegen die führenden Plätze. Am Sonntagmittag führt immer noch Juliia Kochysh, doch dann ist Jolina Rüschhoff (untere Bildreihe links mit Augenklappe) drauf und dran die Biathlontrainerin von Platz 1 zu verdrängen. 4 Treffer stehen für die sympathische Schützin zu Buche, die sich selbst als “Nicht-Sportlerin” bezeichnet, aber mit beeindruckendem Kampfgeist und Tempo die 400 m Skilanglauf bewältigte. Nun gilt es für Jolina, auch den 5. Schuss noch ins Ziel zu bringen und dabei meint es der Biathlon-Dramaturg nicht gut mit ihr. 3:02 Minuten hätten zur Führung gereicht, doch 4 statt 5 Treffer bedeuten Platz 23. Doch wenige Sekunden später ist das zweite Meisterschießen dieser Etappe dennoch perfekt, denn Jule Dreisewerd (obere Bildreihe im rötlichen T-Shirt) bringt alle 5 Schüsse ins Ziel. Der Radrennfahrerin fehlen also keine Millimeter zur Etappenführung, doch einen Haken hat auch ihr Ergebnis. Mit 3:42 Minuten und 5 Treffern bleibt Jule 8 Sekunden hinter Juliia Kochysh. Ein tolles Resultat ist es dennoch und am Ende holt Jule Platz 5 unter 130 Wettkämpfenden. Herzlichen Glückwunsch!

Die Etappenführung wechselt am Nachmittag

Ein langes Biathlonwochenende gönnt sich Jacqueline Häusler. Am Samstagmittag beginnt es für die Anästhesistin des Klinikums Lünen im Eheduell mit Lucas noch mit einer knappen 3:4-Niederlage, doch am Nachmittag werden es auch bereits 4 Treffer für die ehemalige Bezirksliga-Fußballerin und wenig später erreicht Jacqueline in 2:29 Minuten eine Wettkampfzeit, die wir bis auf ganz wenige Ausnahmen sonst nur von Männern sehen. Einzig ein komplett fehlerloses Schießen fehlt nun noch zum perfekten Biathlonerlebnis und genau dafür kehren die Häuslers am Sonntag zur Biathlonarena zurück. Das Biathloninteresse führte die Beiden kürzlich auch bereits nach Ruhpolding zu Fritz Fischer in die Chiemgau-Arena, wo sie bei Deutschlands Biathlonlegende das Liegendschießen aus 50 m Entfernung mit dem Kleinkalibergewehr lernten. Und heute wäre Fritz sicherlich stolz gewesen, wenn er seine Schülerin erlebt hätte, wie sie mit bestens getimter “innerer Uhr” und guten nerven nach 3:23 Minuten auch den letzten ihrer 5 Schüsse ins Ziel bringt und damit 11 Sekunden vor Juliia Kochysh die Etappenführung übernimmt. Wenn Jacqueline den 1. Platz bis 18 Uhr verteidigen kann, dann wird sie erneut von einm Biathlon-Olympiasieger gecoacht, nämlich von Michael Rösch am 29. März 2026 in Oberhof vor dem Tourfinale aller Etappensieger in der Oberhofer Skisporthalle. Doch es liegen noch lange 3 Wettkampfstunden vor uns.

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