Ein Citybiathlon, wie wir ihn uns wünschen

Mit etwas Herzklopfen fahren wir an diesem Himmelfahrtstag in die ostwestfälische Hansestadt Brakel, wo die Biathlon-Tour 2019 eine gelungene Premiere feiern konnte. Um so ungelegener kam dann die 2-jährige Corona-Zwangspause in einer Zeit, in der wir diesen sympathischen Marktplatz-Biathlon für Jederfrau/mann zur “festen Größe” der Biathlon-Tour entwickeln wollten. Wie erfolgreich lässt sich anknüpfen an einen guten Start, der nun fast 3 Jahre zurückliegt? Schon recht früh am heutigen Tag zeigt sich, dass die lange Pause diesem Event nichts anhaben konnte und der Brakeler Citybiathlon “auf Kurs” ist, zu einem der jährlichen Aushängeschilder des Tour-Programms zu werden. Gründe dafür bietet dieser Tag einige. Also der Reihe nach.

Vor malerischer Kulisse in einer lebendigen Stadt

Unmittelbar vor dem mittelalterlichen Rathaus findet die Biathlon-Arena ihren idealen Platz auf dem heimeligen, von Gastronomie gesäumten Marktplatz, der aus 5 Richtungen erreichbar ist und in der seitlichen Fußgängerzone, Hanekamp, auch gleich den Platz für eine 200 m-Laufrunde bietet. Für unseren Gastgeber, die Wirtschaftsförderung der Stadt Brakel, ist der Citybiathlon also im wahrsten Sinne des Wortes ein “Heimspiel”, das sie durchaus vom Fenster aus verfolgen könnten, doch die Organisatoren, Peter Frischemeier, Alexander Kleinschmidt und Carla Drewes sind den ganzen Tag über “mittendrin”, am verregneten Morgen die Ersten, die Drängelgitter und Pylonen positionieren oder später jedes Staffelteam willkommen heissen. Rund 6 Wochen zuvor begann die intensive Phase der Vorbereitung mit der Pressekonferenz an gleicher Stelle und seitdem leistete insbesondere Alexander Kleinschmidt viel Überzeugungsarbeit, um mutige Teams zu gewinnen, die sich in einer – für die Meisten – ungewohnten Sportart in den Wettkampf trauen, ohne zu wissen, wer denn wohl ihre Konkurrenten sein werden? Am Wettkampftag selber sehen Schaulustige und WettkämpferInnen vor allem die Vorteile dieser recht hohen Hürde, denn die Mutigen, die drüber springen sind auffallend häufig offene, lebensfrohe Menschen mit gesundem Selbstvertrauen und einer “schönen Portion” Neugier. In der Organisationsphase in den Wochen vor dem Event erhöht diese Hürde jedoch den Arbeitsaufwand, in diesem Fall den von Alexander Kleinschmidt, denn es ist nicht immer ganz einfach, diese mutigen Menschen zu erreichen, die sich ja auch zu Viert fast einen kompletten Tag Zeit nehmen müssen. Durch dieses Nadelör muss auch der 2. Brakeler Citybiathlon und schafft das letztlich mit 17 vierköpfigen Teams erfolgreich.

68 WettkämpferInnen prägen den Tag

Wie so oft bei Biathlon-Tour-Etappen sind mehrere Generationen am Start. Hier in Brakel reicht die Altersspanne von 15 bis über 70 Jahre. 27 und damit mehr als ein Drittel der Wettkämpfenden sind Damen. Beide Aspekte machen uns auch ein bisschen stolz, denn man stelle sich König Fußball bei der Integration eines so heterogenen Teilnehmerfeldes vor. Es wird schnell klar, dass nicht für alle 17 Teams der Sieg die überragende Motivation zur Teilnahme ist. Selbst die 5 besten Teams, die sich ab 16 Uhr ein mitreißend spannendes Finale liefern, treten sämtlich als gemischte Teams aus Wettkämpferinnen und Wettkämpfern an. Was nahezu alle Teams miteinander verbindet ist eine schöne Mischung: Die Motivation ist spürbar hoch, jedoch ohne einen verengenden Überehrgeiz. Es wird viel gelacht und zum Glück spürt man bei Vielen auch ein bißchen Aufgeregtheit.

Die 20 Wettkämpfenden der 5 Teams im Finale: Es starten 9 Frauen und 11 Männer.

Zum einen erfreut sich das empathische Publikum hier auf dem Brakeler Marktplatz an starken Leistungen der jüngsten Wettkämpfenden, etwa aus den Familienteams der Meyers (in weiss, Startnr. 17) und der Mennes (in schwarz, Startnr. 5), aus denen Titus Meyer (unteres Bild, untere Bildzeile, mitte) den 10. Platz der Einzelwertung erreicht, Mattis Menne (unteres Bild, obere Bildzeile, im schwarzen Shirt) 11. und Michel Menne (im Bild unter Mattis) 19. wird. Als viertbeste Wettkämpferin ist Lina Menne (auf dem Bild mit Michel) im Ergebnis auf Augenhöhe mit ihren Brüdern, gleiches gilt für Leni Meyer (unteres Bild, obere Bildzeile, Startnr. 17). Beeindruckend auch die Leistungen der Youngster des TV Deutsche Eiche (in den grünen Trikots) aus Holzminden, die als Running Gags zum besten Team der 4 Vorläufe werden. Über sie wird noch zu reden sein, ebenso wie über den jungen Champion der Einzelwertung des heutigen Tages, der sich für das Finale der Biathlon-Tour in Oberhof qualifiziert. Doch dazu weiter unten mehr.

Zum anderen reibt sich wohl manch einer im Publikum die Augen über die starken Leistungen der “älteren Hasen”, von denen hier in Brakel ohnehin einige trainierte LäuferInnen sind. Das Alter kann beim Biathlon durchaus auch von Vorteil sein, etwa beim Aufbringen von Geduld und Konzentration am Biathlongewehr. Kleine Lücken, die auf der Laufstrecke aufgerissen sind, können mit ruhiger Hand wieder geschlossen werden. Besonders erfolgreich von Joachim Schelper (im Bild unten, untere Bildzeile, links), der mit 7 Treffern und 5:55 Minuten mitten unter den Jüngeren performt. Ähnlich gut machen es Josef Bröker (untere Bildzeile im schwarzen Shirt), der Held des 1. Citybiathlons, mit 7 Treffern für die Sportschützen Brakel, Klaus Tensi (obere Bildzeile, rechts im gelben Shirt) mit 7 Treffern und Bernward Nölken (obere Bildzeile, links beim Laufstart) mit 8 Treffern für ihr Team der Renntiere. Vielleicht sind Brakeler im Publikum, die schon seit Jahren das Alter als Grund anführen, warum es mit dem Sport oder gar dem Wettkämpfen gegen Null geht und sehen hier auf dem Marktplatz, dass Älterwerden vor allem im Kopf entsteht, jünger und älter mit unterschiedlichen Qualitäten auf Augenhöhe kämpfen können.

So funktioniert der Brakeler Citybiathlon

Jeweils 4 oder 5 vierköpfige Teams starten in insgesamt 4 Vorläufen gegeneinander. Die vier Sieger und das schnellste der vier zweitplatzierten Teams erreichen das abschließende Finale um den Titel des Brakeler Citybiathlon-Champions. Nach dem Finale bildet die Siegerehrung für alle 17 Teams den Abschluss des Tages.

Die Startläufer der Teams legen zunächst 2 Runden a’ 200m laufend zurück, bevor sie an der Biathlonarena ihr erstes Schießen mit dem Infrarot-Biathlongewehr liegend durchführen und dabei 5 Schüsse aus 10 m Entfernung auf die Ziele mit 45 mm Durchmesser abgeben. Mit jedem Fehlschuss handeln sich die Wettkämpfer eine Strafrunde von ca. 50 m Länge ein, die im Anschluss an die 5 Schüsse direkt links neben der BIathlonarena gelaufen wird, bevor die Wettkämpfer die nächsten beiden 200 m-Laufrunden angehen. Wieder an der Biathlonarena folgt das Stehendschießen mit 5 Schüssen auf die gleichen Ziele wie beim Liegendschießen. Sehr wahrscheinlich sind im Anschluss daran noch Strafrunden zu laufen, um dann eine letzte 200m-Laufrunde zu absolvieren, bevor der Wechsel auf den Teamkollegen stattfindet. Die schnellsten des Tages schaffen für diese Herausforderung Zeiten unter 5 Minuten. Die meisten Ergebnisse liegen zwischen 5 – 8 Minuten, die Teamresultate zwischen 20 – 30 Minuten. Die Rennen starten alle 50 Minuten. Besonders erfreulich: Wir hätten uns die Kontrolle der Strafrunde sogar sparen können. Alle Wettkämpfenden haben die korrekte Zahl an Strafrunden absolviert.

Kreative Teams

Nun sind wir erst beim 2. Brakeler Citybiathlon, aber der Sonderpreis für das kreativste Team hat schon gelebte Tradition. 2019 liefen sich 4 Damen aus Riesel mit goldenen Kronen auf dem Haupt und dem Teamnamen Riesel Royal zu Publikumslieblingen und zum Sonderpreis. Damals übrigens Zweite wurden zwei junge Damen und Herren, deren Teamname zugleich zur Frage an den Veranstalter wurde: “Warum liegt denn hier kein Schnee?”, um sodann bei über 30°C mit Mützen, Schals und Handschuhen zum besten aller Vorlaufergebnissen zu laufen. Genau dieses Team erneuert sein Anliegen als “Warum liegt hier immer noch kein Schnee?” und demonstriert erneut mit (Original Viessmann-Biathlon-Weltcup)-Mützen, Schals und Handschuhen, die bei sportlicher Anstrengung auch Ende Mai bereits eine ziemliche Zumutung sind. Immerhin haben Lukas Anke, Anna Engel, Henrike Finkam und Jendrik Schröder den “Kreativpreis” nun schonmal gewonnen, wurden mit Sekt und Biathlon-Tour-T-shirts geehrt, aber auf den Schnee müssen sie weiter warten. Ob das Brakeler Rathaus einen Freitags-Schulausfall und einen Protest von fridays for future befürchtet, wenn Kunstschnee kurz vor dem Sommeranfang für den Brakeler Marktplatz nur zum Zweck des Schmilzens produziert wird? Auch dieses Mal hat der Wettbewerb einen minimal unterlegenen zweiten Sieger. Das Team “Wadenkrampf” erheitert nicht nur mit seinem Namen und der Vorstellung “was wäre wenn?”, sondern sie haben die Befürchtung eines Wadengewitters auch gleich auf ihre königsblauen Trikots gedruckt. Auch vor 3 Jahren hatte die Brakeler Ärztin, Barbara Passmann, mit ihrem Team “0hne Furcht”, in dem mit Najib Askgari und Jawad Haidry zwei aus Afghanistan nach Brakel geflüchtete Jugendliche starteten und das Team beherzt ins Finale liefen, Kreativität bewiesen. Möglicherweise braucht es für den Gewinn des Sonderpreises etwas Geduld, die ja auch das diesjährige Gewinnerteam unter Beweis stellte. Und vermutlich wollte die Jury auch nicht mit zuviel Sekt “Wadenkrämpfe” fördern? Sportlich reicht es für das königsblaue Quartett heute im 1. Vorlauf nicht für die Finalqualifikation. Aber mit Lena Reinold ist die jüngste zugleich die Beste im Team und bringt 8 ihrer 10 Schüsse ins Ziel. Wir sind schon gespannt, mit welchem Team Barbara Passmann den 3. Brakeler Citybiathlon im kommenden Jahr angehen wird?

Kreativstes Team: “Warum liegt hier immer noch kein Schnee?”

Teamgeist mit Applaus

Die Sparkassenfrauenpower erzielt 19 Treffer mit ihren 40 Schüssen und gratuliert im Ziel ihrer Besten, Simone Büse, die mit 6 Treffern und 6:25 Minuten unter den 27 Damen einen 13. Platz erreicht. Es ist ein toller Moment auf dem Brakeler Marktplatz, als Sparkassen-Schlussläuferin Simone als einzig verbliebene Wettkämpferin des 1. Rennens allein zum letzten Stehendschießen kommt und vom empathischen Brakeler Publikum für jeden ihrer 3 Treffer mit lautstarkem Heeey gefeiert und mit viel Applaus nach ihrer Schlussrunde wieder am Marktplatz empfangen wird.

Gegen uns muss man erstmal gewinnen

Die sympathische Schülerpraktikantin im Brakeler Rathaus, Helena Meise, nominiert ihr Team aus dem Ortsteil Siddessen und lässt mit dem Teamnamen gar nicht erst hohe Erwartungen zu: “Gegen uns hätten wir auch gewonnen”. Doch Moritz Gockeln hält sich nicht so recht an die Regieanweisung. Der Fußball- und Triathlonerfahrene Peckelsheimer führt das Team noch auf Platz 3 im 1. Rennen und erreicht mit 6 Treffern und sehr schnellen 4:51 Minuten den 6. Platz der Einzelrangliste.

22 Treffer und mehr

Ein Team, das Moritz Gockeln nicht mehr einholen kann, ist das der Renntiere. Das fitte Quartett des Laufclubs non stop ultra schafft es mit 22 Treffern und schnellen Beinen auf Platz 2 im 1. Rennen. Die Renntiere haben es sich verdient, sich unter der Woche schon morgens zum Laufen zu treffen und sie nutzen das auch. Übrigens starteten Klaus Tensi, Werner Neumann, Bernward Nölken und Dirk Lüddecke am Mittag um 12.30 Uhr in ihr Rennen und sind zur Siegerehrung um 17 Uhr noch vollständig vor Ort. Damit sind sie nicht einmal eine Ausnahme. Für ein Event, das begeistern möchte, ist Wertschätzung der wichtigste Sieg. Diesbezüglich erzielt der Brakeler Citybiathlon so manchen Treffer, der nicht auf schwarzen Scheiben ablesbar ist.

Als viertschnellstes Team nicht im Finale

Es ist bei jedem unserer Biathlonevents auf’s Neue eine kontrovers diskutierte Frage. Sollen die Sieger der Rennen plus das schnellste Zweitplatzierte Team ins Finale einziehen oder – unabhängig von der Platzierung – die 5 schnellsten Teams? Die plakative Variante mit den Siegerteams als Finalisten macht das Event für alle Besucher leicht verständlich. Das ist nicht unerheblich für die Akzeptanz gegenüber dem Event. Kann der Zuschauer sehen, wer ein Gewinner ist oder muss ihm das erst erklärt werden? Zumeist bringen beide Regelungen die gleichen 5 Teams ins Finale, heute ist es aber nicht so. Das drittplatzierte Team des schnellen 2. Rennens, die Menndalorians, sind in 22:47 Minuten das viertschnellste Team der Vorrunde, also schneller als die Siegerteams aus dem 1. Rennen, “Das M-Team” in 24:16 Minuten, und dem 3. Rennen, “Team Fehlschuss” in 22:52 Minuten. Das sympathische Familienteam der Mennes, das insbesondere läuferisch eine tolle Leistung zeigte, akzeptiert unser Reglement ohne jede Diskussion, sind später auch während des Finals an der Biathlonarena und unterstützen die kämpfenden Teams. Damit beweisen sie mehr als nur Finaltauglichkeit. Bei der Siegerehrung stellt das Quartett seinen künftigen Menndalorian schon einmal vor.

Die Berg- und Talfahrt des Teamchampions

“Brakels neue Bürger”, die gefeierten Teamchampions des 1. Brakeler Citybiathlons, erleben die Mission Titelverteidigung als Berg- und Talfahrt. Schon am Vortag muss ihr Schnellster, Debesay Gebreyonas, wegen Schichtdienst am Feiertag absagen. Doch Brakels Mr. Marathon und Mentor der Flüchtingsathleten, Adalbert Grüner, findet in Windeseile tollen Ersatz. Landesliga-Triathletin Corinna Schübeler kommt extra aus Braunschweig in ihre alte Heimat Brakel, um dem Ruf des langjährigen non stop ultra-Vorsitzenden zu folgen. Im Rennen will es für den zweitschnellsten des Teams, Fikadu Okbamichael, am Biathlongewehr so überhaupt nicht klappen. Einige der 10 Strafrunden bekommt der junge Athlet über seine Schnelligkeit noch einigermaßen kompensiert, doch der Rückstand auf die beiden führenden Teams beträgt nun schon 75 bzw. 43 Sekunden. Goytom Berhe erzielt 6 Treffer, ist damit treffsicherer als vor 3 Jahren beim Sieg und schnell ist er sowieso. Damit verkürzt der Eriträer den Rückstand auf 53 bzw 21 Sekunden. Wie schnell sich bei Biathlon-Tour-Staffelwettbewerben das Blatt wenden kann, zeigt Corinna Schübeler, die an 3. Stelle liegend in ihren Wettkampf startet, ihren Rückstand verkleinert und schließlich mit Vorsprung an erster Stelle liegend an Schlussläufer Masooud Zamani übergibt. Adalbert Grüner hat bei seiner Ersatzsuche ein goldenes Händchen bewiesen und es könnte der Anfang eines happy ends werden, doch Maler-Azubi Masooud, kann diese Führung trotz eigener guter Leistung mit 6 Treffern und 5:35 Minuten nicht ins Ziel bringen. Statt der Titelverteidigung wird es Platz 7 für Brakels neue Bürger. Doch so ist es nunmal im Sport, Lorbeeren von gestern bringen heute keine einzige Sekunde Vorsprung. Im nächsten Jahr wartet die neue Chance.

Zwei Finalteams von 2019 nun im Kopf-an-Kopf-Duell

Das Team von non stop ultra holte 2019 im Finale den 2. Platz. Die Sportschützen Brakel begeisterten damals mit 34 Treffern und Platz 4. Heute kämpfen beide Teams im 3. Rennen um das Finalticket. Die Duelle zwischen der schnellsten Wettkämpferin 2019, Dagmar Winzig und Karsten Oeynhausen, sowie des 2. Vorsitzenden von non stop ultra, Michael Vauth gegen Tim Bröker bringen noch keine Entscheidung. Jens Bröker bringt die Sportschützen durch 9 Treffer und 5:33 Minuten im Duell mit Marathonläuferin Simone Siepler etwas deutlicher in Führung und der Vorsitzende der Sportschützen, Josef Bröker, kann diesen Vorsprung gegen Läufer-Ass Michael Amstutz auch halten, doch zum Finaleinzug reicht es für beide Teams nicht ganz, weil das Team Fehlschuss das Feld von hinten aufrollt und sich in diesem Rennen den Sieg sichert. Über die 4 aus Siddessen berichten wir im Anschluss im Finalbericht.

Das dritte Familienteam in den Top 10

Starke 25 Treffer erzielt das Team We are family. Alleine 9 davon erzielt die Königin im Armdrücken in ihrem Wohnort Schweckhausen, Inga Kloidt, und wird damit auch Schützenkönigin ihres Teams sowie fünftbeste Wettkämpferin des Tages. Startläufer Jan Drewes holt den 8. Platz in der Einzelwertung in 5:11 Minuten trotz 5 Strafrunden. Björn Götz, beim 1. Citybiathlon in den Top 10, wird heute 15., und legt einen starken Endspurt hin, der von Masooud Zamani etwas unsanft ausgebremst wird, sonst wäre es für das Family-Quartett sogar Platz 7 gewesen.

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Der 12. Platz wird es für die “Türöffner” des FSB-Team, das kurzfristig Teamcaptain Henrik Wagener durch Marvin Mogge ersetzen muss. Marvin ist ein klasse Läufer, aber wir hätten ihm schon gewünscht, dass er einige der 10 Strafrunden nicht laufen muss. Dabei hat er den Schießtrainer direkt in der Familie. Nico Mogge ist einer von nur 3 Wettkämpfern, der ein fehlerloses Stehendschießen schafft (ausser ihm nur Lena und Linus Timmermann). Es ist ein toller Moment. Der Handballtorwart ist als letzter noch im Rennen, bekommt die volle Aufmerksamkeit des Publikums und wird für jeden Treffer mit HEEEY gefeiert. Nach seinem 5. Treffer erreicht der Brakeler Marktplatz heute den höchsten Schallpegel und wird zu Klein-Ruhpolding. Apropos Schallpegel…

Der Citybiathlon findet seinen Rhythmus

Akkustisches kann dieser Bild-/Textbericht leider nicht vermitteln und so geht die größte Veränderung im Vergleich zur Premiere 2019 natürlich unter. Der 2. Brakeler Citybiathlon hat seinen eigenen Sound. Er ist laut, rockig und macht richtig gute Laune. Immer wieder passt er zudem perfekt zum Geschehen, nicht nur, als “Warum liegt hier immer noch kein Schnee” mit Frank Sinatras “Let it snow” begrüßt wird. Für diesen Sound sorgt Andreas Braun. Der Eupener war viele Jahre selbst erfolgreicher Biathlet und schaffte es für die Belgische Nationalmannschaft sogar zu einigen Weltcup-Rennen, u.a. im bayerischen Ruhpolding. Bei der Biathlon-Tour ist der Musikfreak Champion 2016 und Final-DJ 2018 und 2019 in Ruhpolding. Wir freuen uns sehr, dass der Familienpapa heute am Vatertag aus Belgien nach Brakel reist und uns unterstützt!

“Das M-Team” bei der Premiere gleich im Finale

Das Familienteam der Meyers gewinnt den 1. Vorlauf und sichert sich den ersten der fünf Finalplätze. “Matchwinnerin” ist dabei bereits ihre Startläuferin, Leni Meyer, die mit ihren 5:51 Minuten und 7 Treffern über eine Minute Vorsprung auf die Verfolger herausholt. Schade, dass gerade sie im Finale dann etwas müde ist und nach 6:21 Minuten an 5. Stelle an Vater Jörg übergibt. Jörg verbessert sich im Finale von 6:04 auf 5:36 Minuten und Titus sogar von 6:36 auf 5:20 Minuten. Ilka Meyer-Postert kann als Schlussläuferin nach 6:44 Minuten den 5. Platz im Finale aber nicht mehr verlassen. Im Team schaffen die 4 das Finale 22 Sekunden schneller als ihren Vorlaufsieg. Eine ganz starke Biathlonpremiere für die sportlichen Vier.

4 Dramaturgen in Aktion: Das Team Fehlschuss

Das “Team Fehlschuss”, vier Freunde aus dem Ortsteil Siddessen, bewegen die Emotionen an diesem Nachmittag auf dem Brakeler Marktplatz. Es ist nur ein Teamname und doch packt man sie zunächst mal eine Schublade tiefer. Das bestätigen sie dann auch noch, obwohl Fußballer Dominik Meise klasse läuft, aber soo viele Fehlschüsse lassen sich gegen gute Gegner einfach nicht kompensieren. So ging es dem Team im Vorlauf, doch sie kämpften sich noch von Platz 4 bis auf Platz 1 und damit in dieses Finale. Und jetzt? Sie liegen wieder auf Platz 4, über eine Minute hinter den drei führenden Teams, als Simon Geilhaar ins Rennen startet. Diesesmal allerdings gegen die besten Teams des Tages. Doch 4:42 Minuten später, nach 9 Treffern und bei toller Stimmung an der Biathlonarena ist das Rennen gedreht und Simon wechselt in Führung liegend auf Johanna Rennebaum, die so wirkt, als verstünde sie selbst nicht, was da gerade passiert? Nach ihren 4 Treffern im Liegendschießen als führende des Finals entstehen die Bilder, vielleicht ist es der Moment des Tages, von der auf der Strafrunde kämpfenden und lachenden Rettungsschwimmerin. Drei Runden später ist Johanna von der Anstrengung gezeichnet, musste Platz eins an Linus Timmermann abgeben, verteidigt jedoch Platz 2 und übergibt an ihren Mann Christoph. Der Fußballer des FC Peckelsheim verausgabt sich völlig im Kampf gegen die beiden überragenden Vorrundenteams und kann einen 3. Platz ins Ziel bringen. Wow, die 4 verpflichten wir für alle Etappen unserer Biathlon-Tour…-))

Das Duell der beiden überragenden Teams

Die in grün gekleideten “Running Gags” des TV Deutsche Eiche sind mit 20:44 Minuten das schnellste Team der Vorrunde. Der vermeintlich schärfste Konkurrent, das Team “Körperformen Holzminden (in weiss)” benötigte 22:17 Minuten und muss mit nur rund 30 Minuten Verschnaufpause in dieses Finale starten. Im Duell der Startläufer zeigt jedoch Felix Gömann, der frühere Landesmeister Niedersachsens im Sommerbiathlon, dass sich die “Körperformen” einiges vorgenommen haben und distanziert Running Gag, Hannes Kuhnt, um 10 Sekunden. Laura Käse holt den kleinen Rückstand im Duell mit Marlene Scholz wieder auf, so dass Linus Timmermann für die Running Gags und Helena Potstada für die Körperformen nahezu gleichauf starten. Linus holte das zweitbeste Vorrundenergebnis mit 4:36 Minuten und bestätigt seine Leistung im Finale mit 4:41 Minuten und 8 Treffern. Da kann Helena Potstada bei ihrer Biathlonpremiere nur versuchen nicht zu viel Zeit auf die Running Gags zu verlieren und das macht sie großartig, schiesst 8 Treffer und übergibt mit 75 Sekunden Rückstand an Jan Fischer.

Jan ist der beste Vorrunden-Biathlet mit 4:22 Minuten. Kann er Lena Timmermann noch gefährlich werden? Die junge Dame ist bisher beste Wettkämpferin des Tages mit 5:28 Minuten und 9 Treffern liegt sie als 17. der Einzelwertung auf Augenhöhe mit den Männern. Geht es nach diesen Vorleistungen, dann wären die 75 Sekunden für Jan Fischer nicht ganz zu schaffen. Der geübte Sommerbiathlet und 5. der Deutschen Jugendmeisterschaft 2019 im Targetsprint läuft nicht nur schnell, sondern setzt vor allem seine Schüsse derart rasch, dass er am Biathlongewehr viele Sekunden gutmacht. Da er zudem liegend fehlerfrei bleibt und Lena einmal in die Strafrunde muss, kommen beide nahezu gleichauf zum Stehendschießen. Hier erzielt Jan zwar nicht mehr Treffer als Lena, beide bringen 3 Schüsse ins Ziel, doch der Schlussläufer der Körperformen schießt erneut deutlich schneller und holt sich am Biathlongewehr die Führung. Noch während der beiden Strafrunden huscht ein Lächeln über sein Gesicht, als seine Konkurrentin die Schießbahn ebenfalls mit 2 Fehlschüssen verlässt. Klar, den Vorsprung lässt er sich nicht mehr nehmen und in 20:54 Minuten gewinnen die Körperformen Holzminden den 2. Brakeler Citybiathlon vor den Running Gags in 21:05 Minuten, bei denen Linus Timmermann seine Schwester Lena erst einmal trösten muss. Jan Fischer benötigt nur 4:05 Minuten für seinen Wettkampf und man muss das schon gesehen haben, um zu glauben, dass diese Zeit tatsächlich möglich ist.

Die Ehrung der Teams

Mit der Ehrung aller Teams durch die beiden Brakeler Wirtschaftsförderer und Organisatoren des Citybiathlons, Peter Frischemeier und Alexander Kleinschmidt, endet dieser tolle Biathlontag mit den vielen schönen Momenten. Jeder Wettkämpfende wird mit einer Erinnerungsmedaille ausgezeichnet. Für die Finalteams gibt es Pokale, die Podestteams können mit Sekt feiern und erhalten Biathlon-Tour-T-Shirts. Für Jan Fischer geht die Biathlon-Tour weiter. Er trifft im Tour-Finale am 25./26. Februar 2023 in Oberhof auf die Etappensieger der anderen Tourstädte und weiss bereits aus seiner Finalerfahrung 2020, dass auf Skiern für ihn das Dabeisein alles sein muss. Wir freuen uns um so mehr auf das Wiedersehen mit ihm und seiner Freundin Marlene Scholz.

Die Biathlon-Tour sagt herzlich Dankeschön bei 68 tollen WettkämpferInnen und den umsichtigen Organisatoren der Stadt Brakel. Mein persönlicher Dank geht an das Team der Biathlon-Tour, Harry, Kai und Jochen für beste Feiertagsarbeit und Andreas, der den Citybiathlon zum Klingen brachte. Ein besonderes Dankeschön gilt dem Publikum auf dem Brakeler Marktplatz, das mit seiner Empathie und der unermüdlichen Unterstützung der Sportler aus dem Citybiathlon ein Sportfest werden ließ.

Bilder: Siegward Pein, Technik: Kai Garske, Zeitnahme: Jochen Droste, Text: Martin Bremer

O-Töne

Klaus Tensi, Wettkämpfer: Es war eine tolle Veranstaltung mit einem super moderierendem Leiter der alles gegeben hat. Die vielen Infos die Du zu jedem einzelnen gehabt hast machten das Ganze noch interessanter und spannender. Wir sind im nächsten Jahr wieder dabei und haben auch schon weitere Brakeler überzeugen können doch mitzumachen.

Dr. Barbara Passmann, Wettkämpferin: es war wieder ein toller Tag. Vielen Dank für Ihr Engagement. Hoffentlich bis nächstes Jahr.

Jan Fischer, Sieger: Vielen Dank für den tollen Wettkampf und die tollen Berichte. Habt Ihr echt super gemacht. Wir freuen uns schon auf das nächste mal!