Hunderte Eindrücke und EIN Star: Der Lollslauf

Der Landkreis Hersfeld-Rotenburg ist für die Biathlon-Tour 2023 ein ganz besonderes Fleckchen, dann gleich dreimal sind wir zu Gast hier im nordöstlichen Hessen. Vor 14 Tagen die tolle Etappe auf dem Marktplatz von Rotenburg a.d. Fulda, organisiert von dem Touretappensieger vom Januar in Bad Hersfeld, Klaus Hartwig, und heute der erste von zwei Stopps in Bad Hersfeld, zum Warm up-Day des Lollslaufes. Dieser Lauf, der die hessischen Lauffreunde an diesem Wochenende schon zum 24. Mal einlädt, ist ein echter Star in der Region und zieht in diesem Jahr rund 4000 Wettkämpfer an. Organisiert wird er von der Sportagentur Speed von Geschäftsführerin Heide Aust, die im Januar 2020 und 2023 auch Teilnehmerin bei den Biathlon-Etappen in Bad Hersfeld war und für die auch Klaus Hartwig als Organisator des Red Castle Run arbeitet. Veranstalter ist der Skiclub Neuenstein, der ebenfalls 2020 mit seiner Vorzeige-Biathletin Leonie Litzenbauer bei der Biathlon-Tour erfolgreich war. Und schliesslich sorgt das Stadtmarketing Bad Hersfeld, Markus Heide und Lena Lochhaas, dafür, dass dieser Warm up-Day des Lollslaufes, der in der schicken Event-Location, Schilde-Halle, stattfindet, ein Highlightevent in der Region wird und unterstützt die Attraktivität des Rahmenprogramms. In diesem Fall zu unserer Freude mit einer Biathlon-Challenge für alle Neugierigen. Natürlich ist damit auch zugleich die Idee verbunden, lebendig auf den Bad Hersfelder Citybiathlon am 7.1.2024 aufmerksam zu machen, der dann erneut dreiköpfige Teams zur Biathlonstaffel-Challenge am verkaufsoffenen Sonntag in die Hersfelder Fußgängerzone einladen wird. Wir freuen uns aber zunächst heute auf einen Tag unter Sportlern in Kooperation mit leidenschaftlichen Organisatoren/Veranstaltern.

Warm up in toller Kulisse

Die Biathlon-Tour darf also mit dafür sorgen, dass die Bezeichnung “Warm up-Day” keine Worthülse bleibt, sondern tatsächlich lebendig wird. In der Tat wird rund 40 Sportlerinnen und Sportlern zwischen 15 und 19 Uhr in den Cardio-Loipen richtig warm und sie kämpfen um das 21. Finalticket, das wir als Reise für zwei Personen am heutigen Tag für die oder den Besten vergeben werden. Erfolgreich ist das Biathlon-Event aber heute insbesondere bei den neugierigen Schnupperschützen, die zwar auf “warm up” verzichten, sich aber mit erfreulicher Begeisterung an den Biathlongewehren testen. 300 – 400 Mitmacher/innen nutzen unser Angebot und haben sich hoffentlich einen sportlichen Volltreffer noch für den Folgetag und ihren Lollslauf aufgehoben. Die Biathlon-Tour ist aber nicht der einzige “Einheizer” des Warm up-Days in der Schilde-Halle, einem echten Kleinod unter den Event-Locations. Die ehemalige Industriehalle imponiert als lichtdurchflutete, höchst professionell ausgestattete Multifunktions-Veranstaltungshalle und empfängt uns zur zweiten Indoor-Etappe des Jahres nach der Vorwoche im Paderborner Südring-Center. In diesem tollen Ambiente lässt es sich für uns dann auch leichter verschmerzen, dass auf der großen Eventbühne nahezu die gesamte Zeit über in ohrenbetäubender Lautstärke Zumbaevents stattfinden, es ist ja schliesslich “Warm up-Day”, und wir nicht, wie gewöhnlich mit Moderation unsere Challenge in Fluss bringen können. An dieser Stelle richten wir aber ein herzliches Dankeschön an den Moderator, Dennie Klose, der unser Event im Laufe der Stunden nie aus den Augen verliert und zwischendurch immer wieder auf Biathlon aufmerksam macht. Dass Dennie später noch selbst als Wettkämpfer an den Start gehen wird und wie er sich dabei geschlagen hat, folgt weiter unten in diesem Bericht.

Die Sommerbiathleten des SV Bimbach

Rund 50 km Anfahrt nach Bad Hersfeld nimmt das Sommerbiathlon-Team des SV Bimbach in Kauf, um an der Biathlon-Challenge teilzunehmen und verleiht der Biathlon-Tour damit sozusagen einen “Michellin-Stern”, indem sie sich einer längeren Anfahrt als würdig erweist. Trainer Aribert Frimmel hat seinen Shootingstar mitgebracht, die gerade 13-jährige Sophie Wink, die vor wenigen Wochen in Dingolfing Deutsche Vizemeisterin im Targetsprint der Schüler im Single-Mixed wurde. Uns erstaunt zunächst, wie robust die zierliche, junge Dame mit dem immerhin 4 kg schweren Gewehr umgeht und es völlig problemlos auch längere Zeit ruhig halten kann. Auf unser Erstaunen folgt Verblüffen, wo Sophie mit ihrer typischen Läuferfigur die Oberkörperkraft herholt, um die kräftezehrende 400 m-Strecke auf dem Thoraxtrainer zu bewältigen. Und dann nimmt sie mit nur einer ganz kurzen Atempause das Gewehr, legt “mal eben” 4 Treffer hin und gewinnt gleich den ersten Wettkampf gegen ihren Trainer und ihren Vater Roman. Alle Achtung! Da kommt einem schon in den Sinn, wie ein 13-jähriges Mädchen auftreten muss, um als aussergewöhnliches Talent erkannt zu werden? Aber die Geschichte geht noch weiter. Als Sophie von zwei starken Männern an der Etappenspitze abgelöst wird, weil die beiden ebenfalls 4 Treffer, aber mit einer schnelleren Zeit als Sophie schaffen, da steht die junge Gymnasiastin gleich bereit, um mit einem zweiten Wettkampf zu kontern. Unglaublich, sie schafft die 400m-Strecke tatsächlich ein zweites Mal und erreicht erneut 4 Treffer. Die sind ebenso toll, wie schmerzhaft für Sophie, denn der eine Fehlschuss sorgt dafür, dass sie nicht die ersehnte Etappenführung zurückgewinnen kann. Es vergeht eine weitere Stunde, mittlerweile wundern wir uns schon nicht mehr über das selbstbewusste Sporttalent und tatsächlich ist sie bereit für einen dritten Anlauf. Mal abgesehen davon, dass wir in jedem Tourjahr nur maximal eine handvoll weibliche Etappensiege feiern dürfen, und dass es in 8 Jahren Biathlon-Tour nur zwei so junge Sieger/innen gab, ist es wohl für jeden, der sich an Sporttalenten erfreuen kann, bewegend, wie Sophie in ihrem 3. Wettkampf nicht nur ihr bestes Ergebnis erzielt, sondern die Energie und Konzentration für einen komplett fehlerlosen Wettkampf aufbringt und damit bis hierhin die Einzige an diesem Tag ist, der das gelingt und damit folglich die Etappenführung zurückgewinnt. Sophies Geschichte ist damit noch nicht ganz zu Ende erzählt. Weiterlesen lohnt sich also.

Die starken Männer auf den Plätzen hinter Sophie

Wir hatten sie schon angesprochen, die starken Männer, die Sophie vorübergehend von der Etappenspitze verdrängen konnten, aber schließlich doch hinter ihr in der Rangliste liegen. Sie gehören zu den besten Wettkämpfern dieses Lollslauf-Biathlons und sollen deshalb ins Bild gerückt werden. Da ist André Maric (im Bild unten links). Er gewinnt den Dreikampf mit Hanna und Klaus Hollstein und erzielt 4 Treffer. André lässt sich für seine 5 Schüsse viel Zeit , was bei unserem Modus, Treffer vor Zeit, ja durchaus erfolgversprechend ist. Doch natürlich stösst André mit seiner Zeit von 4:24 Minuten dann auch an seine Grenze, denn alle schnelleren mit 4 Treffern belegen die Plätze vor ihm. André ereicht Platz 6 unter den 40 Wettkämpfern. Deutlich schneller schafft Michael Hack (im Bild oben links im schwarzen Dress) seinen Wettkampf. 2:54 Minuten reichen ihm, um die 400 m Skilanglauf und starke 4 Treffer zu erzielen. Damit gewinnt Michael den Dreikampf gegen Andreas und Jonathan Schütrumpf und holt Platz 4 in der Tagesrangliste. Beeindruckend schnell schafft Andres Barosso Saucedo (im Bild rechts zusammen mit Gisela Feulner) aus Bolivien seinen Wettkampf. Der junge Mann, der gerade in Bad Hersfeld seine Ausbildung begonnen hat benötigt nur sehr sportliche 2:03 Minuten und erweist sich ohne jede Atempause als erstaunlich treffsicherer Schütze. 4 Treffer und Platz 2 sind ebenso stark wie unglücklich, denn Andres scheitert erst mit dem letzten Schuss an einem fehlerfreien Wettkampf, der zugleich den Etappensieg bedeutet hätte. Es sind die nur wenigen Millimeter, die bei der Biathlon-Tour bei jeder Etappe auf’s Neue die Geschichte der Sieger und Platzierten schreiben, die zwischen Freude und Enttäuschung liegen, die den Weg zum Finale nach Oberhof ebnen oder versperren und den Wettbewerb damit so spannend und emotional machen. Es ist wirklich schade für Andres, der mit Biathlon in Oberhof ein für ihn ganz neues “Stück Deutschland” hätte kennenlernen können. Aber es wäre ebenso schade um Sophie gewesen.

Wird Prinzessin Sophie doch noch vom Thron gestossen?

Ihres Sieges sicher kann sich Sophie Wink noch nicht fühlen, denn mit Klaus Hartwig ist der Etappensieger vom Januar in Bad Hersfeld vor Ort. Das Tourfinale in Oberhof kennt er schon und ist motiviert, dort im Februar 2024 wieder dabei zu sein. Als Mitorganisator des Lollslaufes besteht der Warm up-Day für Klaus vor allem aus Arbeit. Das gilt auch für seine beiden Kontrahenten. Doro Schaar, die Managerin der Schilde-Halle, ist als Gastgeberin gefordert und Dennie Klose, der Moderator von Upps! die Pannenshow bei Super RTL, führt am Mikrofon durch den Warm up-Day. Doch in den Dreien steckt eben auch das Sportler-Gen und so finden sie am frühen Abend den passenden Moment für ihre Biathlon-Challenge. Klaus Hartwig kommt dabei so gut und schnell durch die 400m-Loipe, wie wir das schon vom Januar kennen, doch Dennie Klose, studierter Sportwissenschaftler an der Uni Göttingen, bleibt ihm dicht auf den Fersen. Und wer gedacht hätte, die beiden hätten ihr Pulver an diesem Tag schon verschossen, der reibt sich die Augen. Fehlerlos geht es für beide durch die ersten Schüsse. Zunächst ist Klaus voraus, doch Dennie wählt den schnelleren Schießrhythmus und ist mit 3:2 Treffern erstmals vorne. Wenig später steht es 4:3 und der Moment der Entscheidung ist gekommen. Als wäre es ein Kinderspiel, bleibt der Moderator in seinem Schießrhythmus, da ist kein Zwischenatmen oder Absetzen des Gewehres, weil man ja plötzlich etwas zu verlieren hat und ein verpatzter letzter Schuss die 4 Treffer zuvor fast wertlos machen würde. Dennie setzt nach 2:31 Minuten seinen 5. Schuss und…trifft. Es ist die beste Leistung des Tages und 10 Sekunden später folgt die zweitbeste, denn auch Klaus Hartwig bleibt mit seinen 5 Schüssen komplett fehlerfrei und ist sichtlich überrascht, dass seine famose Leistung nun trotzdem nicht für die Etappenführung reicht. Während er Dennie gratuliert und die beiden schon über ein Re-Match verhandeln ist die Enttäuschung bei Sophie natürlich sichtbar, obwohl sie diese zu verbergen versucht. Das Happy End für die 13-Jährige kommt, als sie mit ihren Eltern die Halle gerade verlassen hatte, um den Heimweg anzutreten. Die beiden Führenden verzichten auf das Re-Match und entscheiden, dass sie als “Offizielle” des Tages ausser Konkurrenz gekämpft haben. Unser Wettkampfbetreuer, Marco, rennt hinter Sophie her und kommt wenig später mit einer strahlenden Siegerin zurück. Es ist das schöne Ende eines lebendigen und heiteren Sportler-Treffen in toller Atmosphäre.

Ehrung und Dank

Sophie Wink gewinnt das 21. Finalticket und wird am 24./25. Februar 2024 gemeinsam mit Vater Roman nach Oberhof kommen, um im Wettkampf der Etappensieger vielleicht schon die nächste Überraschung zu schaffen. An dieser Stelle richten wir ein besonderes Dankeschön an Dennie Klose und Klaus Hartwig, die schon auch “Bock” auf das Finale hätten, aber heute mit ihrer selbstlosen Entscheidung ein sechstes Mal in Schwarze treffen.

Ein herzliches Dankeschön gilt den Organisatoren dieses Warm up-Days, Heide Aust der Geschäftsführerin der organisierenden Sportagentur Speed, Doro Schaar, der Gastgeberin des Tages und dem Skiclub Neuenstein als Veranstalter des Lollslaufes und natürlich dem Stadtmarketing der Stadt Bad Hersfeld, dafür, dass wir uns in diesem schönen Umfeld präsentieren durften. Wir freuen uns schon auf das Wiedersehen am 7.1.24 in der Bad Hersfelder Fußgängerzone!

Bilder: Siegward Pein und Gisela Feulner Wettkampfbetreuung: Marco und Luca Feulner Social Media-Betreuung: Lena Bremer und Marvin Meisel Text: Martin Bremer

Der andere Blick auf die Biathlon-Tour: instagram @biathlontour