Nachwuchstalente, SpitzenathletInnen und Hobbysportler vereint auf der schönsten Tour-Bühne

Der Harz ist schon ein ganz besonderes Ziel für die Biathlon-Tour. Das hat mehrere Gründe. Zum Einen hat der Wintersport rund um den Brocken einen hohen Stellenwert, ist die Nummer 1 noch vor den populären Ballsportarten. Bei der heutigen Etappe in der Schierker Feuerstein Arena im Wernigeroder Wintersportort Schierke sind eine ganze Reihe junger Skilanglauf- und Biathlontalente ab 11 Jahren am Start. Die besten von Ihnen werden oder wurden in den Eliteschulen des Skisports ausgebildet, etwa Amy Dunkel, Maja Suttkus und teilweise auch bereits Liv Hildebrand am Biathlon-Internat in Clausthal-Zellerfeld, einer der Medaillenschmieden unseres Sports und Ausgangspunkt der Karrieren etwa von Olympiasieger Arnd Peiffer und Weltmeister Daniel Böhm. Jannis Grimmecke erhielt seinen Feinschliff zum Skilanglaufprofi am Ski-Internat in Oberwiesenthal und Thomas Hedderich, der heutige Sportkoordinator des Skiverbandes Sachsen-Anhalt besuchte zu seiner aktiven Zeit das Skigymnasium in Oberhof. Das gibt der heutigen Schierker Biathlon-Challenge eine besondere sportliche Komponente, obwohl man sagen muss, dass dieses Event in seinen bisher 4 Neuauflagen ein Paradebeispiel dafür ist, wie Spitzenathleten und Hobbysportler miteinander statt nebeneinander, gemeinsam statt getrennt ein Sportfest kreieren, bei dem Ehrgeiz, Spaß und Respekt als Dreiklang seine eigene Melodie hervorbringt, die zum Glück viel tiefer reicht als die Frage nach Sieg oder Niederlage. Darauf geht der Bericht weiter unten näher ein.

Die Liebe zu unseren Harz-Etappen liegt aber ebenso an dieser großartigen Location, der Schierker Feuerstein Arena, die mit ihrem geflügelten Dach die Natur sozusagen herein bittet und als Material für die Natursteintribüne jene mächtigen Gesteinsbrocken auf Maß gebracht bekam, über die wenige Meter entfernt das Wasser der Kalten Bode plätschert. Dass sie an einem Ort aufgebaut wurde, der deutsch-deutsche Wintersporttradition geradezu atmet, gibt dem architektonischen Meisterwerk noch ein Schuss Magie hinzu.

Und dann ist da ja noch unsere 2. Harz-Etappe, im nur wenige Kilometer entfernten Urlaubsstädtchen Braunlage. Auf den nur 10 Minuten Autofahrt zwischen den beiden Etappenstädten kann man im Zeitraffer Jahrzehnte der Deutschen Nachkriegsgeschichte erfühlen, fährt im niedersächsischen Braunlage ab, überquert die ehemalige deutsch-deutsche Grenze, vorbei an den Örtchen Elend und Sorge, um schließlich im rund 600 m hoch gelegenen Schierke in Sachsen-Anhalt anzukommen. Beinahe stets im Blick ist dabei der nördlichste Tausender Europas, der Brocken, ein wahrer Kultort, der seit Jahrhunderten Künstler, Wissenschaftler, Entdeckungslustige gleichermaßen anzieht. All das macht den Harz für die Biathlon-Tour zu einem ganz besonderen Ziel.

Ein praller Tag schreibt viele Geschichten

Wenn noch ein Grund fehlt, warum sich das Team der Biathlon-Tour auch auf die 5. Fahrt in das “St. Moritz des Nordens”, wie Schierke schon in den 1930er Jahren wegen seiner Wintersport- und Tourismustradition respektvoll genannt wird, freut, dann hängt dies eng mit den Organisatoren dieses Events aus dem Rathaus in Wernigerode zusammen, mit der Managerin der Schierker Feuerstein Arena, Josi Hedderich, die Jahr für Jahr ein tolles Teilnehmerfeld organisiert. Auch heute sind es wieder 16 vierköpfige Teams plus 4 ganz besondere Sportler, die im hier schon traditionellen “Auftakt” sozusagen als Aperitif zur Team-Challenge den spritzigen Start hinlegen. Und so wird es nicht nur ein tagfüllendes Programm, sondern ein Tag prallvoll mit Geschichten, der sogar vom MDR Sachsen-Anhalt begleitet wird und am Abend im MDR Sport einen 2-minütigen Bericht erhält.

Dieser Nachbericht wird die Geschichte eines Finals der besten 5 Teams erzählen, die besser ist, als jedes Drehbuch sein könnte, und die Geschichte eines Etappensiegers, der gar nicht hätte gewinnen müssen, um beim Finale der Biathlon-Tour in Oberhof im Februar 2024 dabei zu sein. Aber da sind noch so viele weitere Geschichten, wie jene von den Junggesellenfreunden aus Magdeburg, bei denen ausgerechnet der zukünftige Bräutigam nicht ins Schwarze trifft oder vom Team OWOC, das für ihren querschnittsgelähmten Freund, Mr. Wheelchair Gabor Schneider, läuft, der zwar nicht mehr Laufen kann, aber mit seinem Kämpferherz und einer geschickten Zunge, mit der er über das handy seine social media-Kanäle managt, in beeindruckender Weise diesem Leben alles abtrotzt, was möglich ist. Oder vom Team “Wadenkrämpfe”, die Freundesclique aus Wernigerode, die seit 2 Jahren nah dran ist an der Qualifikation zum Finale der besten 5 Teams und nicht an den befürchteten Schmerzen in den Unterschenkeln scheitert, sondern heute eher an Armschmerzen ihres Vorjahres-Besten, der länger als ihm lieb ist in der Strafrunde kämpfen muss. Und die Geschichten des Teams Zielwasser, das seine Rezeptur im Vergleich zu seiner Premiere hier 2021 definitiv deutlich verbessert haben muss sowie den “Hechten im Karpfenteich”, die zwar erfolgreich jagen, aber auch (an-)erkennen können, dass noch ein paar schnellere Hechte in diesem Revier wildern. Ein bisschen stolz sind wir darauf, dass einige Teams schon seit 5 Jahren bei diesem Event dabei sind und viele Teams nach ihren Biathlonpremieren wiederkommen und für ein zweites oder drittes Biathlonerlebnis immerhin einen kompletten Wochenendnachmittag geben. In diesem Miteinander wird das was mit einem tollen Sportfest, das – liebe Oberharzer – wahrlich mehr Zuschauer verdient hätte. Aber auch das wird noch was!

Der Aperitif mit Schuss

Was gibt es Schöneres für eine Jederfrau/-mann-Challenge, wie die Biathlon-Tour, wenn erfolgreiche Leistungssportler, abseits ihres oftmals stressigen Wettkampfkalenders, mit Spaß und Lockerheit zum Biathlon-Sparring antreten. In der kleinen Talkrunde erzäht uns Amy Dunkel (beim Zieleinlauf im linken Bild) von ihrer Erleichterung, im März diesen Jahres endlich ihr erstes Deutschland-Pokal-Rennen im Biathlon der Juniorinnen im Bayerischen Wald gewonnen zu haben und wie gelöst sie damit in die Sommervorbereitung auf die nächste Saison gehen kann. Maja Suttkus (im Zieleinlauf ganz rechts) holte 2019 im Deutschland-Pokal in Altenberg sogar einen Doppelsieg im Sprint und in der Verfolgung. Sympathisch und offen spricht die heute 22-Jährige über manche Träne, die geflossen ist, weil der ganz große Traum vom Leben als Biathlon-Profi für sie nicht erreichbar war. Wer sie hört zweifelt nicht, dass die künftige Physiotherapeutin ihren Weg finden und dann Stärke daraus ziehen wird, auf ihrem Biathlonweg mit ganzem Herzen für das Beste gekämpft zu haben. Diese Bereitschaft aus ganzem Herzen wird auch in den Worten von Jannis Grimmecke deutlich. Der junge Skilangläufer des NSV Wernigerode hat die Ausbildung im Ski-Internat in Oberwiesenthal als Sprungbrett genutzt, um mit Erfolgen im Deutschland-Pokal und im internationalen Continental-Cup sowie der Junioren-WM in Norwegen den Schritt in den erweiterten Kader der Deutschen Skilanglauf-Nationalmannschaft zu schaffen. Die guten Trainingsbedingungen als Sportsoldat der Bundeswehr möchte Jannis nutzen, um nach einer gesundheitlich schwierigen Wintersaison mit Volldampf die nächsten Karriere-Highlights vorzubereiten. Einer, der den Weg dieser 3 Athleten/innen als Sportkoordinator des Skiverbandes Sachsen-Anhalt begleitet und fördert ist Thomas Hedderich. Als langjähriger Leistungssportler im Skilanglauf, der selbst die Eliteskischule in Oberhof durchlief, liegt Thomas die optimale Talentförderung besonders am Herzen und die wird für den Wintersport im Harz gerade auch durch die Auswirkungen des Klimawandels bzw. zunehmenden Schneemangels zusätzlich erschwert.

Doch die 4 Harzer Sportasse machen sich leichtfüßig auf den Weg in das nur 3 x 200 m kurze Rennen. Amy Dunkel nutzt den ersten Stopp auf den Biathlonmatten beim Liegendschießen mit fehlerlosen 5 Treffern zur Führung, während Maja Suttkus und Thomas Hedderich mit je einem Fehlschuss für 50 m in die Strafrunde müssen, die auf Skilanglauf-Cardiogeräten in der klassischen Doppelstocktechnik zurückgelegt werden, um den Wintersportlern an diesem warmen Sommertag zumindest eine kleine nordische Anmutung zu bieten. Jannis Grimmecke greift da gleich doppelt zu. 100 m Zusatzarbeit sorgen dafür, dass er seine MitstreiterInnen vor sich im Blick behält. Und dabei sieht der Sportsoldat je 2 Fehlschüsse der drei vor ihm Platzierten, was ja zumindest theoretisch seine Chance wäre, aber 4 Fehlschüsse zeigen, dass ein Sportsoldat der Bundeswehr nicht ausgebildet wird, um Kriege zu gewinnen, sondern Sportwettkämpfe und Jannis ist eben Skilangläufer und kein Biathlet. So läuft Amy Dunkel locker und leicht als Siegerin durch den Zielbogen, während Jannis trotz 6 Strafrunden die letzten Laufmeter nutzt, um Maja und Thomas gerade noch abzufangen. Wir sagen herzlich Dankeschön bei dem sympathischen Quartett und wünschen Ihnen viel Erfolg beim erreichen ihrer nächsten Ziele!

1. Vorlauf: Für die Vorjahressieger läuft es verhext

Die Vorjahres-Teamchampions, WSV Elbingerode Junior, müssen Celina Grimmecke ersetzen und vertrauen dabei auf ihr erst 11-jähriges Talent, Oskar Ulrich. Es wird schwer für die Titelverteidiger, denn ihre Gegner sind die Harzer Ski-Hexen, die in alle 4 bisherigen Finals der Schierker Biathlon-Challenge einziehen konnten und das auch heute vorhaben. Allerdings fällt ihnen kurzfristig Hayley Kreitschmann aus, so dass Landeskaderathletin Liv Hildebrand sowohl als Start- wie auch als Schlussläuferin zum Einsatz kommt. Das OWOC-Team wird im Dreikampf mit den beiden starken Nachwuchsteams möglicherweise das Olympische Motto als Trost bemühen müssen, wenn nicht alles perfekt läuft. Doch die One Wald One Crew ist das lebendige Beispiel für ein Hobbysport-Team, das nicht Erster werden muss um zu gewinnen. Dem Team, das Mr. Wheelchair, Gabor Schneider, mit Spendenläufen unterstützt geht es um aktive Gemeinschaft, Solidarität, Freude beim gemeinsamen Erlebnis. Und nebenbei sensibilisieren sie auch mit ihrem Motto, “Wir laufen für diejenigen, die nicht (mehr) laufen können” dafür, dem vermeintlich Normalem auch hin und wieder bewusst dankbar zu begegnen.

Im Wettkampf gewinnt Biathletin Liv Hildebrand das Duell der Talente mit Skilanglangläufer Max Knorre knapp und Jette Fessel kann die Führung der Skihexen gegen den keineswegs enttäuschenden Youngster Oskar Ulrich ausbauen. Amy Dunkel holt mit ihren 4:59 Minuten als dritte Elbingeroder Starterin den gesamten Rückstand gegen Skihexe Larissa Höhn auf und ärgert sich dennoch etwas über die 2 Fehlschüsse im Stehendschießen. Vielleicht sah sie schon kommen, was passiert, denn ihre Teamkollegin, Anika Straub, kann trotz guter 7 Treffer die nun aufdrehende Skihexe Liv Hildebrand nicht aufhalten, die mit 4:38 Minuten die sechstbeste Leistung des Tages erreicht und ihr Team des SV Hasselfelde bei der 5. Auflage der Schierker Biathlon-Challenge zum 5. Finaleinzug führt. Der Titelverteidiger aus Elbingerode muss als Zweiter mit 22:59 Minuten nun abwarten, ob er als bestes der vier zweitplatzierten Teams das Finale erreichen wird. Das Team OWOC erreicht mit 25:18 Minuten den 11. Platz unter den 16 Teams und erzielt tolle 30 Treffer mit den 40 Schüssen. Ihr Bester ist Daniel Ujvari mit 5:35 Minuten.

2. Vorlauf: Von Wadenkrämpfen, kämpfenden Lokalmatadoren, heissen Feuersteinen und den Fehlschüssen des Bräutigams

Enttäuschung und Freude liegen in diesem 2. Vorlauf eng zusammen. Für die “Schierker Feuersteine”, die im Vorjahr als “Klangapart rockt” Platz 9 erreichten, ebnet Tom Dietrich (Startnummer 83) mit der 100%-Quote von 10 Treffern den Weg ins Finale der besten 5 Teams mit 22:28 Minuten. Diese Finalqualifikation hatten wir auch den Lokalmatadoren des ESV Schierke zugetraut, doch der sonst treffsichere Felix Hiller erwischt ein “gebrauchtes” Liegendschießen mit 5 Fehlschüssen. Da reicht auch die beste Leistung der 16 Wettkämpfer dieses Vorlaufes durch Tilo Breuer (5:01 Minuten, Platz 14 in der Einzelwertung) nicht mehr aus. Der ESV Schierke wird in 23:34 Minuten Zweiter und in der Gesamtwertung Zehnter. Etwas hinter ihrer Vorjahresleistung (7. Platz 2022) bleiben “Die Wadenkrämpfe” zurück. Dabei wird deutlich, wie sehr Biathlon ein Kampf mit Millimetern ist. Ihr Bester des Vorjahres, Alexander Langer, 2022 mit 9 Treffern 10. der Einzelwertung, verteilt seine 5 Liegendschüsse so unglücklich rund um das Ziel, dass wenige Millimeter zu unbarmherzigen 250 m in der Strafrunde und beinahe Triceps-Krämpfen führen. So gewinnt Brocken-Burki, Burkart Fritsch, der nimmermüde Radsportler der Wadenkrämpfe das teaminterne Ranking nach 2021 zum zweiten Mal mit 9 Treffern (5 Treffer im Stehendschießen) und 5:46 Minuten. Doch die Wernigeroder Freunde müssen sich in diesem Rennen mit Platz 3 und in der Gesamtwertung mit Platz 12 und 25:26 Minuten zufrieden geben. Ihre Biathlonpremiere in Schierke feiern 6 Gäste aus Magdeburg, die im Harz Junggesellenabschied feiern. Vielleicht hätten die 5 Kumpels ihre Hauptperson, Tobias Bauer, vorher einweihen sollen? Der arme Bräutigam ist vermutlich mit seinen Gedanken ohnehin schon beim 7.7., wenn das “Ja-Wort” sein Leben umkrempeln wird und nun muss er auch noch unangekündigt zum ersten Biathlon seines Lebens antreten, natürlich als Start- UND Schlußläufer seines “Team Bräutigam”. Und während seine Kumpels Spaß in der Zuschauerrolle haben reiht der arme Bräutigam Fehlschuss an Fehlschuss. 16 werden es und die Strafrunden tun richtig weh. Der Trost: Das Kontingent an Fehlschüssen für dieses Jahr ist aufgebraucht. Nun folgen die Treffer im Leben des Bräutigams!

3. Vorlauf: Lockere Harzer Skifreunde, Trauzeugen angeln Hechte aus dem Karpfenteich und das Beste kommt zum Schluss

Im 3. Vorlauf gibt es Anschauungsunterricht für den noch immer mit schmerzenden Armen ausruhenden Bräutigam, denn seine Freunde des “Team Trauzeuge” legen 27 Treffer mit ihren 40 Schüssen hin und streben als bis hierher bestes zweitplatziertes Team in 22.35 Minuten sogar das Finale an. Am besten macht es tatsächlich der Trauzeuge, Niels Westphal mit 5:21 Minuten erreicht der Kanu-Partner des Bräutigams den 19. Platz der Einzelwertung. Gemeinsam mit Tobias war Niels 2007 im Kanu-Zweier 4. der Deutschen Jugendmeisterschaften. Wie so oft bei der Biathlon-Tour nehmen erfolgreiche Sportler aus den verschiedensten Sportarten die Challenge zur Biathlonpremiere an und sind dabei nicht selten begeisternd erfolgreich.

Begeisternd erfolgreich sind auch drei “alte Bekannte” der Schierker Biathlon-Challenge. Die Harzer Skifreunde erreichten bereits in den beiden Vorjahren das Finale und wurden dort Vierte und Dritte. Heute fehlt ihnen krankheitsbedingt ihre Startläuferin, Angelina Straub, die durch das 11-jährige Hasselfelder Skilanglauf-Talent, Moritz Höhn, ersetzt wird.Keine 20 Minuten nach Moritz Höhn’s Start wird nachher Michel Fräsdorf mit 10 Treffern “im Gepäck” ins Ziel kommen, nachdem er für seinen Wettkampf nur 3:59 Minuten gebraucht haben wird. Die Harzer Skifreunde erreichen als einziges Team des Tages eine Zeit unter 20 Minuten (19:42 Minuten) und Skilangläufer Michel Fräsdorf wird der Einzige bleiben, der heute die 4 Minuten-Marke knackt. Damit holt sich der Etappendritte des Vorjahres den Einzelsieg der 9. Biathlon-Touretappe 2023, obwohl er ihn für die Qualifikation zum Tourfinale in Oberhof am 24./25. Februar 2024 gar nicht mehr gebraucht hätte. Michel war beim Finale in Oberhof im Februar 2023 dabei und schaffte die zweitbeste Leistung aller 31 Finalisten. Dass er damit das Finale der besten 8 seinerzeit verpasste lag am Modus, der den 8 Vorlaufsiegern den Weg ins Finale ebnete. Michel musste im schnellsten Vorlauf gegen den Titelverteidiger und späteren Sieger, Hendrik Berner, ran und lieferte dem geübten Biathleten einen tollen Kampf, den er allerdings knapp verlor. Aus großem Respekt vor Michels Leistung bekam er vom Biathlon-Tourteam eine Freikarte für das Tourfinale in Oberhof 2024 und heute zeigt das Aushängeschild des Skivereins Haselfelde, dass er diese Freikarte gar nicht nötig gehabt hätte. Die Freikarte wird dennoch auf Umwegen für Glück sorgen, denn so können wir den Finalgutschein heute dem Zweitbesten der Etappe überreichen.

Den 3. Platz in diesem schnellen Vorlauf erreichen mit 23:07 Minuten und 28 Treffern die “Hechte im Karpfenteich”. Maja Suttkus erreicht in 5:21 Minuten mit 9 Treffern Platz 20 der Einzelwertung und zeigt, dass sie auch ohne Biathlontraining einen großen Teil ihres Könnens abrufen kann. Eine große Steigerung zu den beiden Vorjahren schafft Anna-Lena Jödicke, die Trainerin im NSV Wernigerode mit 5:51 Minuten und 8 Treffern als achtbeste Wettkämpferin des Tages. Das Team mit dem Namen “Das Beste kommt zum Sch(l)uss, kommt in diesem Vorlauf tatsächlich zum Schluss, aber kann mit seiner Biathlonpremiere und 28 Treffern mit 40 Schüssen wahrlich einverstanden sein.

4. Vorlauf: Zweikampf ums Finale bringt beide weiter, gutes Zielwasser und zwei Teams sind Knaller ohne Munition

Dieser letzte Vorlauf glänzt mit ganz starken Schießleistungen. Das Team “Zielwasser” verbessert seine 25 Treffer aus 2021 auf nunmehr 30 Treffer und erreicht nach Platz 12 vor zwei Jahren nun den 9. Platz der Teamwertung. Markus Sonnberger wird mit 9 Treffern und 4:51 Minuten 9. der Einzelwertung. Großartig! Zwei ganz starken Teams müssen die 4 “Getränke-Tüfftler” allerdings den Vortritt lassen. Die Vizechampions des Vorjahres, WSV Elbingerode, und Vizechampions der Touretappen in Holzminden und Brakel, Running Gags, liefern sich ein umkämpftes Duell mit mehrmaligen Führungswechseln um den Finaleinzug, das seine Vorentscheidung durch die perfekte Schießleistung von Lena Timmermann erfährt, die 10 Treffer im Aufeinandertreffen mit Sven Straub (6 Treffer) erzielt. Ferdinand Röthele bringt die Elbingeröder zwar nochmals näher an die Gäste aus Holzminden heran, doch Linus Timmermann läuft den Sieg der Running Gags in der zweitbesten Vorlaufzeit von 20:31 Minuten nach Hause. 34 Treffer mit 40 Schüssen heben das Quartett des TV Deutsche Eiche im Schützenranking in die Liga der allerbesten Teams der rund 230 Biathlon-Touretappen in 8 Jahren. Lachen dürfen aber auch die vier Elbingeröder, denn mit 21:07 Minuten erreichen sie als bestes zweitplatziertes Team und drittschnellstes Vorlaufteam ebenfalls das Finale.

Sylke und Melanie Piatkowski aus Wernigerode sind eigentlich nur zum zuschauen mit den Fahrrädern nach Schierke gekommen. Mitmachen wollten die sportlichen Schwestern vor 2 Jahren schon, doch sie fanden keine Teamkollegen. Das geht hier vor Ort mit Leichtigkeit, denn Alexander Langer vom Team “Wadenkrämpfe” und Sebastian Meissner von den “Schierker Feuersteinen” fühlen sich noch fit genug, um mit Sylke und Melanie das Team “Meßlatte 13” zu bilden. Exakt diesen 13. Platz erreicht das Quartett und Sylke, die eine Marathon-Bestzeit von 3:13 Stunden vorzuweisen hat, und Melanie, die bei Lok Leipzig und dem Magdeburger FFC Zweitliga-Erfahrung im Damenfußball sammelte, erarbeiten sich mit jeweils 5 Treffern den erfolgreichen Einstand in eine weitere Sportart. Chapeau!

Knaller ohne Munition sind die Vier unseres Gastgeber-Teams der Schierker Feuerstein Arena. Turnerin Vanessa Zabel, die bei ihrer Biathlonpremiere 6 Treffer erzielt, sollte wirklich nicht das letzte Mal Biathlon gemacht haben und wir freuen uns jedes Jahr auf’s Neue über Winnie Zagrodnik. Winnie macht die Pressearbeit für die Schierker Biathlon-Challenge und kann in ihren Texten nicht nur schöne Worte verwenden, sondern auch vom pulsierenden Team-Erlebnis und von 4 eigenen Treffern berichten! Die erzielt auch Josi Hedderich, die Marketingleiterin der Schierker Feuerstein Arena, am Biathlongewehr und wenn wir alle Treffer hinzu addieren, die sie in der Eventorganisation erzielt hat, dann kommt sie locker auf die höchste Trefferzahl aller VorlaufwettkämpferInnen.

Von einem so spannenden Finale träumt jedes Sportevent

Als wir die fünf besten Teams vorstellen, ahnen wir noch nicht, was für ein tolles Drehbuch sie in den folgenden 20 Minuten auf die Bühne der Schierker Feuerstein Arena bringen werden. Der 1. Akt klingt noch ganz harmlos: Der Jüngste dieses Finals, Moritz Höhn, gerade 11 Jahre alt, muss als Startläufer des besten Vorrundenteams, Harzer Skifreunde, gegen Hannes Kuhnt vom zweitschnellsten Team, Running Gags, ran. Eric Stadel ist Startläufer des drittschnellsten Vorlaufteams, WSV Elbingerode, die im Vorjahr Zweite wurden, und Biathletin Liv Hildebrand, die 4. beim Deutschen Schülercup 2023 in Oberwiesenthal, startet mit ihrem 3. Wettkampf heute für die Harzer Skihexen. Thomas Hedderich versucht, die Außenseiterchancen des fünftbesten Finalteams, Schierker Feuersteine, zu erhöhen. Los geht’s. Alleine die Anzahl der Führungswechsel, die in den nächsten 20 Minuten die Emotionen immer wieder hochkochen lassen, wiederzugeben, wird zu einer echten chronistischen Leistung. Wir versuchen es. Thomas Hedderich zieht das Tempo vom Start weg an und hält seine Führung mit 5 Treffern auch nach dem Liegendschießen. Erste Verfolger sind Liv Hildebrand und Eric Stadel mit ebenfalls 5 Treffern, Doch all das ist schon zwei Minuten später Makulatur, denn der Viertplatzierte Hannes Kuhnt bringt mit dem einzigen fehlerlosen Stehendschießen dieser ersten Finalrunde die Running Gags ganz nach vorne, während die anderen Teams gleich mit 3 Fehlschüssen in der Strafrunde kämpfen. Hinter den Running Gags übergibt Thomas Hedderich für die Schierker Feuersteine an Position 2 auf seinen Bruder Christian und Liv Hildebrand an drei für die Harzer Skihexen auf Jette Fessel. Max Wetterling bekommt als Vierter für den WSV Elbingerode schon 74 Sekunden Rückstand auf die Running Gags mit auf den Weg, für Fabian Kleemann und seine Harzer Skifreunde sind es mehr als 2 Minuten.

Laura Käse also vorweg und sie macht es auch gut gegen die stärkeren Läufer und hält mit 8 Treffern ihre Führung bis in ihre 5. Laufrunde hinein, bevor sie Skihexe Jette Fessel, die ebenfalls 8 Treffer erzielt, passieren lassen muss. Max Wetterling holt für den WSV Elbingerode nahezu den gesamten Rückstand auf die Running Gags auf und übergibt fast zeitgleich mit Laura Käse auf Sven Straub, während Laura ihre Teamkollegin Lena Timmermann ins Rennen schickt. Christian Hedderich hält die Schierker Feuersteine mit nur rund 20 Sekunden Rückstand noch aussichtsreich im Rennen und Fabian Kleemann hat die Harzer Skifreunde wieder näher herangebracht, kann Platz 5 aber nicht abgeben.

Jetzt wird es richtig dramatisch. Lena Timmermann, die bereits in der Vorrunde meisterhafte 10 Treffer erzielte, holt den Running Gags mit einem ebenso schnellen wie fehlerlosen Liegendschießen die Führung zurück. Skihexe Larissa Höhn lässt sich davon nicht beeindrucken und legt 5 Treffer nach. Sven Straub braucht für seinen WSV Elbingerode ein fehlerloses Liegendschießen, um an den etwas schneller laufenden Damen dran zu bleiben. Sven liefert. Der WSV festigt Platz 3, obwohl dahinter Jannis Grimmecke trotz zweier Schießfehler Tom Dietrich von den Schierker Feuersteinen überholen kann, der nach 10 Treffern in der Vorrunde nun 3 Fehlschüsse im Liegendschießen hinnehmen muss.

Aber welch ein Spektakel liefern die beiden in Führung liegenden Damen! Lena Timmermann schießt wie ein Biathlon-Profi und denkt gar nicht daran, einen Fehler zu produzieren. Jubel bei den Running Gags. Lena macht 20 Treffer mit ihren 20 Schüssen. Unglaublich! Ist das die Vorentscheidung? Dürfen die Running Gags des TV Deutsche Eiche aus Holzminden nach drei zweiten Plätzen in den Team-Challenges 2022 in Brakel, Braunlage und Holzminden nun endlich ganz nach oben auf das Podest steigen? Skihexe Larissa Höhn scheint genau eine solche Situation zu brauchen, um über sich hinaus zu wachsen. In einem Moment, wo Viele über “Druck” oder “Nervenprobe” sprechen würden ist die 16-jährige Skilangläuferin des SV Hasselfelde voll da und bringt alle 5 Schüsse ins Ziel, als wäre das ein Kinderspiel. Mit einigem Adrenalin legt Larissa eine Endspurtrunde hin und kommt Lena Timmermann auf rund 20 m nah, als sie Liv Hildebrand in den Showdown gegen Running Gag, Linus Timmermann, schickt. Lena Timmermann wird zweitbeste Wettkämpferin des Tages und Siebte in der Gesamtrangliste, Larissa Höhn wird drittbeste Wettkämpferin und 11. der Gesamtrangliste. Stark! Sven Straub übergibt an 3. Stelle mit 40 Sekunden Rückstand für den WSV Elbingerode auf Ferdinand Röthele. Bei den Harzer Skifreunden übergibt Jannis Grimmecke rund 70 Sekunden Rückstand auf Schlussläufer Michel Fräsdorf, den besten Wettkämpfer des Tages. Sebastian Meissner übernimmt den Schlusspart für die Schierker Feuersteine von Platz 5 aus.

Linus Timmermann, 16 Jahre jung, also vorweg und mit der 15-jährigen Biathlonkaderathletin, Liv Hildebrand, im Nacken. Es gibt komfortablere Führungen. Aber was kann Liv Hildebrand in ihrem 4. Wettkampf am heutigen Tag noch leisten? Auch die besten AthletInnen werden irgendwann müde. 40 Sekunden Rückstand für Ferdinand Röthele, den sich der WSV Elbingerode extra vom SC Buntenbrock “ausgeliehen” hat, um eine solche Lücke vielleicht noch zu schließen? Im Vorlauf performte Ferdinand exakt 41 Sekunden schneller als Linus Timmermann und 12 Sekunden schneller als Liv Hildebrand. Was geht da noch?

Linus Timmermann muss mit einem Schießfehler im Liegendschießen kurz in die Strafrunde. Liv Hildebrand nutzt die Minischwäche um vorbei zu ziehen. Ferdinand Röthele bleibt dahinter fehlerlos schießend bereit.

Liv Hildebrand geht mit rund 15 Sekunden Vorsprung ins letzte Stehendschießen. Können die Harzer Skihexen mit der 5. Finalteilnahme nun erstmals den Titel des Teamchampions holen? Liv startet mit 2 Schießfehlern. Die Running Gags kommen wieder in Wallung, da geht noch was für Linus Timmermann. Doch Liv Hildebrand bekommt in dieser schwierigen Situation die Kurve und legt 3 Treffer nach. Ab in die Strafrunde für lange 100 m und in der eigenen Hand haben es die Skihexen nun nicht mehr, denn Linus Timmermann hat den ersten Treffer bereits gesetzt. Mit schnellen 4 Treffern wäre was drin für ihn. Er wählt den ganz schnellen Rhythmus. Fehlschuss, Treffer, Treffer. Letzter Schuss, hopp oder topp, Fehlschuss. Linus muss ebenfalls für 100 m in die Strafrunde. Das dürfte nicht ganz reichen für die Running Gags, denn die Skihexe hat schon 50 ihrer 100 m abgearbeitet. Doch während nahezu alle Schaulustigen gebannt den Zweikampf verfolgen gelingt dem Dritten das Meisterstück. Ferdinand Röthele erkennt seine Minichance auf den Sieg und wählt einen Schießrhythmus, der eher an ein Maschinengewehr erinnert. Mitten hinein in die Anfeuerungen für Liv und Linus hallt der Jubel des WSV Elbingerode über den 5. Treffer von Ferdinand, der im Vollsprint an den Schießbahnen entlang die beiden in der Strafrunde kämpfenden Führenden links liegen lässt und als Erster in die letzte Runde läuft. Welche Sportart kann solche Dramaturgien raushauen, wie der Biathlon es vermag? Sekunden und Millimeter spielen mit den Emotionen und erschaffen Wechselbäder, die Pfarrer Kneipp begeistert hätten. Ferdinand Röthele hat rund 150 m kurz Zeit zu realisieren, dass der Siegjubel mit dem er empfangen wird tatsächlich ihm und dem WSV Elbingerode gilt. und auch hinter ihm bleibt es irgendwie unwirklich, denn Liv Hildebrand war doch schon auf Jubel programmiert und kann den starken zweiten Platz gerade so gar nicht feiern. Kurz dahinter auf Platz 3, Linus Timmermann, der vor nicht mal einer Minute mit seinem letzten Schuss den Sieg vor Augen hatte. Michel Fräsdorf bringt die Harzer Skifreunde auf Platz 4 und Sebastian Meissner schafft mit 4:45 Minuten noch die achtbeste Leistung des Tages, jedoch ohne die Schierker Feuersteine noch von Platz 5 weiter vor bringen zu können. An dieser Stelle bitten wir um Entschuldigung, dass wir diese letzte überraschende Wendung des Finale nicht perfekt ins Bild setzen können. Es ging auch für uns zu plötzlich ;-)

Ehrung, Dank und Gruß

Mit Gänsehaut endet also diese 5. Schierker Biathlon-Challenge und Organisatorin Josi Hedderich ehrt alle WettkämpferInnen mit Erinnerungsmedaillen, sowie die 5 Finalteams mit Pokalen. Ferdinand Rötheles “Meisterstück” ist zugleich die zweitbeste Einzelleistung des Tages mit 4:04 Minuten, 5 Sekunden hinter Michel Fräsdorfs phantastischen 3:59 Minuten, so dass wir ihn mit dem Gutschein zum Finale der Biathlon-Tour am 24./25. Februar 2024 belohnen können. Unser Dankeschön gilt allen WettkämpferInnen des Tages für ihre Motivation und den tollen Einsatz und er gilt Josi Hedderich und dem ganzen Team der Schierker Feuerstein Arena, Winnie, Steven und manchem hinter den Kulissen im Wernigeroder Rathaus für 5 Jahre tolle Zusammenarbeit. An dieser Stelle gilt der Dank auch Michi Rösch, der 4 der 5 Schierker Biathlon-Challenges live vor Ort mitgestaltet hat und heute leider nicht dabei sein konnte. Für unseren vielstimmigen Gruß an Micha einfach auf das Bild darüber klicken.

Bilder: Siegward Pein Technik: Daniel Holtschneider Wettkampfbetreuung: Silvia und Dirk Harmeling Text und Moderation: Martin Bremer social media / Instagram: Lena Bremer und Marvin Meisel