Biathlon im Herzen der Erfurter City

Erfurt lädt ein zum Innenstadtsportfest und die Biathlon-Tour bekommt dabei einen Platz im Herzen der City. Der Platz am Anger, schon im 15. Jahrhundert der Haupthandelsplatz der Stadt Erfurt ist heute Flaniermeile und Fußgängerzone mit Straßenbahn. Eingerahmt von Prachtbauten, wie dem Shoppingcenter Anger 1, dem Hauptpostamt mit gotischer Fassade, der Lorenzkirche, dem Angermuseum im Waagehof und dem Ursulinenkloster atmet dieser Platz im Südosten der Erfurter Altstadt jahrhundertealte Tradition. An Schönwettertagen wie am heutigen Samstag ziehen hier tausende Menschen vorüber. Heute ist hier die Bühne des Stadtsportbundes aufgebaut, die sozusagen als Eingangstür des Innenstadtsportfests zum Anlaufpunkt der bewegungsfreudigen Stadtbesucher wird. Ihr zur Seite gestellt kann sich die Biathlon-Tour über mangelnde Arbeit wahrlich nicht beklagen und ermöglicht von 11-17 Uhr über 500 Schnupperschützen und 100 Wettkämpfern das, wie immer, kostenlose Mitmachen.

Biathlon-Lust unweit von Oberhof

Die Möglichkeit für alle Neugierigen, am Biathlonwettkampf teilzunehmen, ist stets auch mit einem zeitlichen Aufwand von ca. 10 Minuten verbunden. Die Technik der Infrarotgewehre und “Thoraxtrainerloipen” muss ebenso erklärt werden, wie der Wettkampfmodus und etwas Übungszeit ist natürlich auch nötig. So werden 5-6 Wettkämpfe mit jeweils 3 Spontan-Biathleten/innen pro Stunde möglich. Heute bekommen wir die Warteliste der Wettkampfwilligen bis zum Schluss nicht ganz abgearbeitet, denn neben den moderierten Wettkämpfen drängen auch hunderte neugieriger Schnupperschützen auf’s Mitmachen und möchten ihre Treffsicherheit auch ohne vorherigen “Skilanglauf” testen. Auch diese Mitmachvariante bedarf der Einweisung. Der heutige Tag bringt uns aus quantitativer Sicht ans Limit im Rahmen unseres Standardangebotes mit 4 Schießbahnen und 3 Skilanglauf-Loipen.

Herausforderung und “Spaß haben” gehören zusammen

Es ist gar nicht so selbstverständlich, dass – wie hier – die Neugierigen keine Scheu davor haben, die Wettkampfherausforderung anzunehmen. Immerhin bildet sich meistens eine Zuschauertraube und es ist auch eine Mentalitätsfrage, ob es hemmt oder motiviert, wenn die Blicke auf einen gerichtet sind. Heute spielt das Thema “Scheu” vielleicht auch deswegen kaum eine Rolle, weil durchgehend Wettkampfvorbereitung und Wettkämpfe stattfinden und die Mutigen sich auf der Warteliste unter Ihresgleichen fühlen? So wird es ein lebendiges “Biathlonfest”, bei dem Herausforderung und Spaß ebenso Seite an Seite agieren, wie Wettkämpfende und Zuschauer, aus denen sich Minuten später die nächsten Mutigen herauskristallisieren. Etwa die 6 Thüringer Junggesellen, von denen einer bald ausschert. Für den Einladenden, Enrico, wird es immerhin Platz 2 im vorerst letzten Junggesellenranking mit 3 Treffern und der schnellen Zeit von 2:26 Minuten für die 400m-Skilanglauf und 5 Schüsse Stehendschießen aus 10 m Entfernung auf die Ziele mit 45mm Durchmesser. Noch besser macht es Junggeselle, Marko Häfner (im Bild oben, links), der 4 Treffer mit seinen 5 Schüssen setzt und mit 2:55 Minuten am Ende den 3. Platz unter allen Wettkämpfern erreicht.

Ähnlich gut machen es die beiden Herren Poppe im Familienwettkampf (im Bild unten). Vater Bernd zeigt, dass er auch sportlich nicht zum “alten Eisen” gehört und kann Sohn Florian, der nach 4 Treffern den letzten Schuss daneben setzt, seinerseits mit 4 Treffern und der schnelleren Zeit von 2:59 Minuten, gegenüber 3:07 Minuten von Florian, gerade noch abfangen. Die beiden Poppes belegen in der Tagesrangliste dank ihrer Treffsicherheit die Plätze 6 und 7. Florian ist mit seiner Frau, Claudia, die auf Bahn 3 ihren Wettkampf mit 2 Treffern beendet, aus ihrer Wahlheimat Melbourne zu Gast bei Vater Bernd in Erfurt. Aus dem beginnenden Australischen Winter zum Wintersport in den nahenden Erfurter Sommer, wenn das kein Jetlag ist.

Bernd, Florian und Claudia Poppe

Treffsichere Damen

Beste Dame des Tages wird Alexandra Schmidt (im Bild oben, oben links im Duell mit Felix Möller). Dabei ist Alexandra die einzige Wettkämpferin, die 4 Treffer mit ihren 5 Schüssen erzielt. Die Trefferzahl und ihre Zeit von 4:00 Minuten bringen sie auch auf Platz 10 der Tagesgesamtrangliste und zum Sieg gegen Freund Felix. Zweitbeste Dame wird Elisa Unzicker (im Bild oben, oben rechts: mit Größenvorteil im Duell mit Ruth Rosenbauer). Elisa schafft 3 Treffer und die Zeit von 3:49 Minuten. Bei der Biathlon-Tour zählt die Trefferzahl vor der Zeit, deswegen bleibt Elisa hinter Alexandra, schafft aber als 19. der Gesamtwertung ebenso einen Top 20-Platz, wie Kerstin Dietze (im Bild oben, unten links) mit 4:12 Minuten und 3 Treffern. Kerstin muss erst von ihrem Schwiegersohn überzeugt werden, mitzumachen. Zum Glück hört sie auf ihn, denn sie macht es großartig. Klasse macht es auch Katrin Novak (im Bild oben, unten rechts), die im Familiendreikampf der Novaks mit 3 Treffern und 4:46 Minuten ihren Mann Roman und Sohn Maxim hinter sich lässt.

Die Schnellsten

“Schnell sein” ist höchstens die “halbe Miete” beim Biathlon. Mit wackliger Treffsicherheit ist nicht viel zu erreichen, das gilt für die Biathlon-Tour ganz besonders, denn im Wettkampf gilt “Treffer vor Zeit”, also nur bei Treffergleichheit sorgt die schnellere Zeit für den Sieg. So kommt es, dass der Schnellste des Tages, Konstantin Eichhorn (im Bild oben, oben links), der für seine 400m-Skilanglauf und die 5 Schüsse zusammen nur 2:14 Minuten benötigt, dennoch nur den 11. Platz der Tagesrangliste einnimmt. Der Oberhofer kann zwei Fehlschüsse nicht verhindern. Ähnlich geht es dem Harzer, Guido Trute (im Bild oben, oben rechts). Vor einer Woche, als die Biathlon-Tour in St. Andreasberg Station machte, schaffte Guido das fehlerlose Schießen, war dort aber für den Etappensieg nicht schnell genug (2:48 Minuten und 5 Treffer). Heute kommt er den ziemlich weiten Weg aus Stiege bis Erfurt, wäre mit 2:21 Minuten auch schnell genug für den Etappensieg, bleibt aber bei 3 Treffern und 2 Fehlschüssen hängen und kehrt als 12. wieder in den Harz zurück.

2:26 Minuten schafft noch-Junggeselle, Enrico Scholz (im Bild oben, unten links). Der 13. Platz mit 2 Fehlschüssen wäre für ihn sicherlich ein Grund zu Freude, wenn es die einzigen Fehlschüsse in der nächsten Zeit bleiben. Und Robert Voß (im Bild oben, unten rechts) zeigt mit seinen 2:39 Minuten gute sportliche Qualitäten, aber 4 Fehlschüsse bedeuten Platz 58 in der Tagesrangliste.

Etappensieg knapp verpasst

Auf den gemeinsamen 4. Platz der Tagesrangliste schaffen es Eike Riedel (im Bild oben, links am Skistock) und Ermis Karkas (im Bild oben, oben rechts: der mittlere Wettkämpfer). Beide sind mit 2:58 Minuten sportlich schnell und beweisen am Biathlongewehr mit 4 Treffern bei ihren 5 Schüssen Treffsicherheit. Zum perfekten Wettkampf fehlt den beiden nur jeweils ein Treffer. So geht es auch Quis Gayumi (im Bild oben, unten rechts: mit blauem T-Shirt). 4 Treffer und 3:25 Minuten bringen ihn auf Platz 8 der Tagesrangliste und zum Sieg im Bruderduell mit Vais.

Es wäre der perfekte Wettkampf

Bardolf Parthen aus Gehren bei Ilmenau macht in seinem Wettkampf eigentlich alles richtig. Der Feuerwehrmann und Motorsportler schafft in 2:25 Minuten den drittschnellsten Wettkampf des Tages und nach 2:20 Minuten steht er mit 4 Treffern nach 4 Schüssen mit weisser Weste kurz vor dem Etappensieg. Wäre da nicht der 5. und letzte Schuss, von dem mancher Biathlonprofi sagt, es sei der “verflixte” letzte Schuss, weil der Kopf wieder zu denken beginnt, man vielleicht im Geiste schon wieder auf der Laufstrecke ist oder wo auch immer. Wir wissen nicht, wo Bardolf in diesem Augenblick ist, jedoch reisst ihn der letzte Schuss aus den Träumen eines möglichen Etappensiegs heraus auf den 2. Platz, der natürlich ein tolles Ergebnis ist, aber in so einem Moment nur ein schwacher Trost.

Es ist der perfekte Wettkampf

Und so ist es am heutigen Tag nur ein Einziger von über 90 Wettkämpfer/innen, der seine Biathlon-Challenge mit dem perfekten Schießen und 5 Treffern beenden kann. Dabei hat der Ilmenauer, Christian Schwan, keinerlei Schießerfahrung, ist aber seit Kindertagen ein großer Biathlonfan, was natürlich auch mit der Nähe zum Biathlon-Weltcup in Oberhof zusammenhängt. Diese räumliche Nähe hat der mittlerweile in Bad Homburg heimisch gewordene 37-Jährige Qualitätsmanager seit 16 Jahren nicht mehr, aber die innere Verbundenheit und ein perfektes “Qualitätsmanagement” in eigener Sache am Biathlongewehr machen den Medizintechniker heute zum überragenden Wettkämpfer der Etappe in Erfurt, die er mit 5 Treffern und 2:49 Minuten gewinnt.

Damit erreicht Christian das Finale der Biathlon-Tour 2022, das am 25./26. Februar 2023 mit allen Etappensiegern der Tour in Christians alter Heimat, Oberhof, stattfinden wird. Wir freuen uns schon auf das Wiedersehen mit Christian, der plant, mit seiner Frau Stefanie zum “Heimspiel” in den Thüringer Wald zu kommen.

Die Biathlon-Tour sagt herzlich dankeschön bei über 90 Wettkämpfern für ihre Motivation, ihre sportlichen Leistungen und heute auch für ihre Geduld. Wir bedanken uns bei vielen empathischen Schaulustigen, die den Platz am Anger zeitweise zur echten Biathlonarena haben werden lassen. Der besondere Dank gilt Erfurts Citymanagerin, Patricia Stepputtis, für ihr Vertrauen in die Biathlon-Tour und die ausgezeichnete Organisation des Events sowie den tollen Standort für die Biathlonarena auf dem Anger. Es hat uns großen Spaß gemacht in Erfurt!

Bilder: Siegward Pein Technik: Kai Garske Text: Martin Bremer

O-Töne

Kerstin Dietze, Wettkämpferin: Super, danke an euch. Ihr seid ein spitzen Team und macht super Arbeit