Tibarg-Center auf halbem Wege zum Holmenkollen

Von Niedersachsen aus, mit den gelungenen Etappen in Holzminden, Walsrode und Nordhorn setzt die Biathlon-Tour ihren Weg nach Norden nun bis nach Hamburg fort. Die Hansestadt stellt den erstmöglichen verkaufsoffenen Sonntag 2020 unter das Motto “Hamburg sportlich” und die beliebte Shopping-Adresse in Hamburgs Nordwesten, das Tibarg-Center in Niendorf bittet seine Gäste zum Mitmachen in die Indoor-Biathlonarena. Centermanagerin Kerstin Huttanus kennt die Biathlon-Tour bereits aus ihrer Zeit als Leiterin der Wittener City-Galerie und nun ergibt sich an diesem Sonntag vor dem vielbeachteten Biathlon-Weltcup im thüringischen Oberhof der perfekte Zeitpunkt, das Hamburger Publikum auf seine Biathlonbegeisterung zu testen. Um es vorweg zu nehmen: Wir erleben heute die beste unserer Indoor-Etappen dieser Saison und sind ebenso erfreut wie erstaunt über die aussergewöhnliche Aufgeschlossenheit, die sympathische Neugier und den über die 5 Eventstunden nie müde werdeneden Mitmachgeist der zahlreichen Besucher des Tibarg-Centers. Bei so manchem Wettkampf im Laufe des Tages lassen die gut gelaunten Menschen mit ihrem Applaus für die mutigen Biathlon-Novizen und der mitfiebernden Stimmung das Tibarg-Center tatsächlich zur Biathlonarena werden und wir fühlen uns tatsächlich gleich im doppelten Sinne auf halbem Wege zum Holmenkollen.

Ein Hauch von Olympia

Unser nördlichster Etappengastgeber hat sich im Vorfeld des Events eigene Gedanken zum dramaturgischen Rahmen des Tages gemacht. Wie bereits die Etappengastgeber in Schierke und Holzminden, so bat uns Kerstin Huttanus, mit Biathlon-Olympiasieger Michael Rösch einen Stargast zu diesem Biathlontag einzuladen und diese Entscheidung erweist sich am heutigen Tag erneut als Glücksfall für die Etappe. Der sympathische Sachse wird von den Niendorfern mit viel Vorfreude erwartet und gewinnt auch hier im Tibarg-Center die Menschen mit seiner einladenden Offenheit. Über 2 Jahrzehnte stand der Staffel-Olympiasieger von Turin 2006 im Blickpunkt der Öffentlichkeit, bis er vor knapp einem Jahr in Ruhpolding bei seinem letzten Weltcuprennen seine aktive Karriere beendete und als Stützpunkttrainer der Sächsischen Biathleten die Seite wechselte. Heute hat er für jeden Biathlonfan ein persönliches Wort, schreibt einen ganzen Packen Autogrammkarten und bei den Interviews merkt man, dass die Menschen ihm gerne zuhören, wenn er erzählt über den Tag seines Olympiasieges mit den Staffelkollegen Rico Groß, Michael Greis und Sven Fischer, über sein Training und seinen Biathlontraum, der schon als 6-Jähriger begann oder über seine Nachwuchsathleten und seine Tipps für Hamburger Biathlontalente. Doch natürlich zeigt Michael Rösch seine immer noch faszinierenden Qualitäten am Biathlongewehr und geht keiner Herausforderung aus dem Wege. Einige Center-Besucher trauen sich ins Schießduell mit dem Champion, müssen aber erkennen, dass da nicht viel zu holen ist. Mit seinen ersten 15 Wettbewerbsschüssen erzielt Michael 15 Treffer. Für die erste Fünferserie benötigt er 8 Sekunden, dann 7, dann 6 Sekunden. Wow! Schön zu sehen für das Publikum, was in dieser Sportart möglich ist. Trotz gerade erst auskuriertem grippalem Infekt startet unser Stargast auch ins launige Prominenten-Rennen mit Centermanagerin Kerstin Huttanus und dem Vorsitzenden des Hamburger Sportausschusses, Marc Schemmel. In der Loipe gibt’s für den Olympiasieger 100 m drauf, er muss 500 m zurücklegen, Marc Schemmel 400 m und Kerstin Huttanus 300 m. Nahezu zeitgleich kommen die 3 an die Biathlongewehre. Dort schießt Kerstin Huttanus nur ein wenig langsamer als Michael Rösch und ringt dem Champion ein bemerkenswertes 3:3 nach Treffern ab. Marc Schemmel liegt mit 2 Treffern nur knapp dahinter. Der glühende Biathlonfan, Kerstin Huttanus, muss im TV sehr genau hingeschaut haben. Alle Achtung!

Die Tour sucht den 37. und vorletzten Finalisten für Ruhpolding

Das Tibarg-Center ist die 37. Etappenstation dieser Toursaison und das Finale in der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena am 8./9. Februar ist nur noch einen guten Monat entfernt. Dort treffen alle Etappensieger erneut zusammen und ermitteln auf Skiern und am Kleinkalibergewehr den Tourchampion. Auch die oder der beste Niendorfer Biathlet des Tages wird dann in den Bayerischen Alpen dabei sein und gewinnt den Preis inklusive Übernachtung für 2 Personen im Athletenhotel und der zünftigen Siegerparty in der Zirmbergalm. Das Biathlontraining vor dem großen Finale wird dann der langjährige Biathlon-Bundestrainer Fritz Fischer leiten. Dieser Siegerpreis motiviert an diesem 5-stündigen Event 60 Wettkämpfer, die sich jeweils spontan entscheiden mitzumachen und ohne lange Wartezeit zu zweien oder dreien auf den Skilanglauf-Cardiogeräten 400 m in der klassischen Doppelstocktechnik zurücklegen und danach an den Infrarot-Biathlongewehren aus 10 m Entfernung auf die Ziele mit 45 mm Durchmesser versuchen, möglichst viele ihrer 5 Schüsse ins Ziel zu bringen. Etappensieger wird der Wettkämpfer mit den meisten Treffern. Bei Treffergleichheit gewinnt der Schnellere. Das Biathlonschießen ohne vorherigen Skilanglauf testen an diesem Tag rund 400 Besucher und lassen dem Tourteam erfreulicherweise keine Atempause.

Die ersten Wettkämpfer des Tages

Los geht’s mit zwei großen Biathlonfans. Mareike Görtzen ist mit der ganzen Familie extra für das Biathlonevent von Bergedorf rüber ins Tibarg-Center gekommen. Nun duelliert sie sich in der “Loipe” mit Ole Großklaus, der sich schon auf die Biathlon-WM in Antholz freut, wo er live vor Ort in Südtirol als Zuschauer dabei sein wird. Bei ihren eigenen Biathlonversuchen steigt ihr Respekt vor ihren Idolen nochmals. Doch die Beiden machen es sehr ordentlich und erzielen die 5 Treffer immerhin schon einmal im Duett. Ole steuert 3 und Mareike 2 Treffer bei und belegen damit gute Plätze im Mittelfeld der Etappenrangliste. Mareike will es am späteren Nachmittag nochmal wissen und verbessert sich ebenfalls noch auf 3 Treffer mit ihren 5 Schüssen

Sieg im Familienduell und Etappenführung

Nur kurze Zeit später erleben die Zuschauer und wir die erste “Etappensieger-verdächtige” Leistung des Tages. Die beiden Tenniscracks Gregor und Timo Hafer kämpfen um den Titel des Familienbiathlon-Champions. Als dritter im Bunde ist auch der junge Joris Wehlitz (im blauen T-Shirt) dabei. Gregor hält die beiden Youngster auf Distanz und legt ein starkes Schießen mit nur einem einzigen Fehlschuss hin. Seine Zeit vom ersten Skilanglaufmeter bis zum 5. Schuss beträgt 2:50 Minuten. Jetzt wird die Luft schon dünner für alle, die gerne zum Tourfinale nach Ruhpolding möchten.

Sportlicher Dreikampf

“Alt” wird auch Gregors Etappenführung nicht, denn im bisher besten Dreikampf treiben sich 3 sportliche Männer zur Höchstleistung. Schaltmonteur Björn Kirschling (im hellblauen Pulli) steht auf dem Thoraxtrainer ganz schön unter Strom und gehört zu den schnellsten Skilangläufern des Tages. Seine 2:14 Minuten wird heute nur von Michael Rösch unterboten. Wenn der freiwillige Feuerwehrmann aus Niendorf auch noch treffen würde, käme er dem Ideal des Etappensiegers schon sehr nahe. Leider werden es 5 Fehlschüsse. Deutlich treffsicherer kämpfen dahinter der Forst- und Gartentechniker, Heiko Lembke (im grünen Pulli) und der frühere Berufssoldat, Jens Brügma (im grauen Pulli) um die Etappenführung. Heiko verpasst sie mit 2:55 Minuten und 4 Treffern um 5 Sekunden, doch Jens, Träger der goldenen Schützenschnur, bleibt zwar auch nicht gänzlich fehlerlos am Biathlongewehr, doch mit 4 Treffern und 2:48 Minuten leistet der Ostfriese eine Punktlandung und löst Gregor Hafer mit 2 Sekunden Vorsprung an der Etappenspitze ab.

So wird die Etappe zum Biathlonfest

Die Etappe hat längst richtig “Fahrt aufgenommen”. Nicht jeder mutige Biathlon-Novize kämpft um die Etappenführung, aber das tut der Stimmung überhaupt keinen Abbruch. Im Gegenteil, das durchweg empathische Publikum bedenkt auch jene Wettkämpfer mit viel Applaus, deren Bemühungen nicht von ganz großem Erfolg gekrönt sind. Das wiederum erzeugt eine Atmosphäre, in der man sich wohlfühlt und die wohl so manchem Neugierigen den Impuls gibt, sich auch in den Wettkampf zu trauen. Genau auf diese Weise wird eine Touretappe zum “Biathlonfest”.

Einen besonders schönen Moment erlebt dieser Biathlontag in seiner letzten Stunde. Meike Treusch von Buttlar lebt von ihrer Geburt an mit nur einem Arm. Sie kommt mit ihrem Mann, Adrian und dem Sohnemann zur Biathlonarena. Dabei bringt sie soviel Selbstverständnis und Begeisterung für einen Wettkampfstart mit, dass sie etwas auf uns warten muss, bis wir die Denkhindernisse aus dem Weg räumen können. Skilanglauf mit einem Arm. Hatten wir bisher noch nie, aber klar, warum soll das nicht gehen? Zusammen mit Gertrud und Horst Schimanski geht es für Meike in ihr Rennen und wir reiben uns die Augen. Sie hält einarmig großartig mit und hätte die von uns vorgeschlagene Reduzierung von 400 m auf 200 m Skilanglauf gar nicht nötig gehabt. Am Biathlongewehr muss Meike natürlich mit aufliegendem Gewehr schießen. Mit jedem Schuss von Meike in den folgenden Sekunden wird das “HEEYY” der Zuschauer für einen Treffer lauter und kummuliert mit dem 5. HEEYY nach dem 5. Schuss zum vielstimmigen Chor. Die Etappe bekommt doch noch ihre fehlerlos schießende Wettkämpferin, eine strahlende noch dazu, denn Meike wird von Michael Rösch mit dem Shootingstar-T-Shirt, Medaille und persönlicher Widmung ausgezeichnet. Dass wir sie nicht zur Etappensiegerin erklären können, dafür hat Meike Verständnis, denn das Schießen mit aufliegendem Gewehr lässt sich so überhaupt nicht mit dem freihändigen Schießen vergleichen. Die Herzen der Menschen hat Meike aber zweifellos gewonnen mit ihrem couragierten Auftritt.

In kleinen Schrittchen Richtung Ruhpolding

Seit über 2 Stunden führt der Ostfriese mit dem “goldenen Schützenband der Bundeswehr”, Jens Brügma, die Etappe hier im Tibarg-Center an. 4 Treffer und 2:48 Minuten reichen ihm dazu, lassen aber doch noch einigen Spielraum für motivierte Wettkämpfer, die Qualifikation zum Finale in Ruhpolding in den verbleibenden 90 Minuten dieser Etappe noch zu schaffen. Immerhin haben in diesem Tourjahr bereits 224 Wettkämpfer besser abgeschnitten, als die 2:48 Minuten und 4 Treffer.

Als der 20-jährige Modellathlet des Parcour-Team Hamburg, Aaron Petersen, nach 1:40 Minuten vom Thoraxtrainer zum Biathlongewehr wechselt, da ist klar, dass er die Gesamtzeit von 2:48 Minuten unterbieten kann. Aber der schwierigere Teil des Weges liegt noch vor dem langjährigen Handballer des Eimsbütteler TV. Doch er macht das ziemlich cool. Lässt sich etwas mehr Zeit vor dem ersten Schuss, als die meisten anderen am heutigen Tag und wird dann mit dem Treffer beim ersten Schuss belohnt. Auch der 2. Schuss sitzt. Nun nimmt ein gutes Resultat Kontur an. Aaron schiesst, 3. Treffer. Wird der Stellinger der erste freihändig schiessende fehlerlose Schütze des heutigen Tages? Der Gedanke ist kaum zu Ende gedacht, da hat sich der kleine Wackler schon in Aarons Schussserie gedrängelt. Fehlschuss. Jetzt wird vor dem letzten Schuss die Zeit interessant. In diesen vielleicht zwei Sekunden macht der junge Sportler alles richtig, entscheidet sich zu einem ganz schnellen letzten Schuss und liegt mit 4 Treffern und 2:45 Minuten ganze 3 Sekunden vor dem bisher führenden Jens Brügma.

Noch Einige versuchen sich an diesem langsam zu Ende gehenden verkaufsoffenen Sonntag im Kampf um die Etappenspitze, doch der 20-Jährige wird von keinem Wettkämpfer mehr übertroffen. Aaron Petersen gewinnt die 37. Biathlon-Tour-Etappe im Tibarg-Center und gewinnt die Reise zum Finale nach Ruhpolding am 8./9. Februar. Die Trophäe für den weitgereisten Finalteilnehmer wird ihm nicht zu nehmen sein.

Dankeschön

Unser abschließender Dank gilt allen Wettkämpfern für ihre Motivation und die sportlichen Leistungen und allen Neugierigen für das lebendige Interesse und die freundliche Unterstützung für die Wettkämpfer. Ein herzliches Dankeschön geht an das ganze Team des Tibarg-Centers, den hilfsbereiten Mitarbeitern der Security und der Haustechnik, sowie insbesondere den beiden Organisatorinnen des Tages, Isabel Prestin und Kerstin Huttanus für die super Zusammenarbeit!

Bilder: Siegward Pein Text: Martin Bremer Technik: Daniel Holtschneider