Dieser Citybiathlon ist ein gutes Stück Biathlon-Tour

Es ist der 6. Citybiathlon seit 2018 hier in Bergheim, der Kreisstadt des Rhein-Erft-Kreises, westlich von Köln und inmitten des Rheinischen Braunkohlenreviers. Mit “Citybiathlon” bezeichnen wir also “nur” die Teamchallenges, die als “Laufen + Schießen” mit angemeldeten Staffeln durchgeführt wurden, möchten an dieser Stelle aber nicht unterschlagen, dass die Biathlon-Tour auch bereits 2016 und 2017 jeweils mit spontanen Mitmachevents auf dem Hubert-Rheinfeld-Platz die “Citybiathlon-Ära” zusammen mit dem damaligen Citymanager, Tom Juschka, einleiten durfte. Damit ist “Biathlon in Bergheim” seit dem 2. Jahr der Biathlon-Tour durchgehend im Etappenprogramm und wenn man genauer auf die 8 Events, dann lässt sich sagen, dass dieser Citybiathlon in mancherlei Hinsicht symbolisch für die Entwicklung der Biathlon-Tour steht. Da waren die Aufbaujahre, als die Bergheimer den Mitmachbiathlon in der Innenstadt noch spürbar als Exoten betrachteten und unser Bestreben, Staffelteams für den Wettbewerb zu gewinnen einen langen Atem brauchte. Doch die Kreisstadt blieb uns treu und der Durchbruch gelang 2018 mit der 1. Teamchallenge als Laufbiathlon, an der auch Bürgermeister Volker Mießeler als Sportler teilnahm. Der 2. Citybiathlon war dann bereits eine der schönsten Touretappen der Saison 2019. Für das Frühjahr 2020 war alles geplant für den 3. Citybiathlon, doch Bergheim und die Biathlon-Tour fielen gemeinsam in das “Corona-Loch”, aus dem wir auch 2021 nicht herauskamen. 2022 war dann das Jahr des “Ärmel-Aufkrempelns” und zum Glück fand die Biathlon-Tour in Josef Riefert und Patrick Knobel zwei Partner mit dem gleichen Ansinnen. Es war zunächst ein durchaus mühsamer Weg und die Citybiathlons Nr. 3 (am Aachener Tor an einem heissen August-Sonntag 2022) und, nun mit weiteren “Ärmelaufkremplern”, Stefan Dannert, Elisabeth Hülsewig, Christina Coonen-Gemmel, Nr. 4 an einem Freitagabend im Mai 2023 können aus heutiger Sicht als Übergangslösungen beschrieben werden. Doch spätestens mit dem 5. Citybiathlon zum Frühlingsfest im Mai 2024 hatten wir ihn zurück, einen der schönsten Citybiathlons der Biathlon-Tour und – so viel sei vorweg genommen und die Bilder zeigen es ja auch – der heutige 6. Citybiathlon knüpft nahtlos an das Vorjahresevent an, so dass wir vor dem 10-jährigen Bergheimer Biathlon-Jubiläum 2026 behaupten dürfen: Dieser Citybiathlon ist ein gutes Stück Biathlon-Tour!

Am wertvollsten sind Menschen mit Emotionen

Wir können viele Gründe finden für den Erfolg dieses Citybiathlons, der tolle Platz vor dem Medio Rhein-Erft unmittelbar an der Fußgängerzone, die attraktive Einbindung in das Frühlingsfest mit verkaufsoffenem Sonntag, die starke Organisation des Gesamtevents seitens Jonah Bodewig von der Kreisstadt Bergheim, unseren nimmermüden Organisatoren vor Ort, Josef Riefert, den ebenso gut vorbereiteten wie spontanen DJ Raphael, den treuen Hauptsponsor des Citybiathlons, die Kreissparkasse Köln, den einmaligen Inklusionsbiathlon oder die Signal-Iduna-Tribüne, die aus dem Hubert-Rheinfeld-Platz eine echte Biathlonarena macht. All das schafft tatsächlich einen aussergewöhnlich passenden Rahmen, doch wer heute dabei ist in der Bergheimer Innenstadt, ob als Schaulustige oder Wettkämpfende, denen wird rasch klar, wovon dieses Event vor allem lebt: Es ist die Begeisterungsfähigkeit der Menschen und man könnte es sich leicht machen und sagen, es ist die Motivation der wettkämpfenden Teams und der SportlerInnen, denn das stimmt zweifellos und wir werden über sie in den nächsten Abschnitten auch manche sportliche Geschichte erzählen, aber es sind gerade heute auch die Momente, in denen der Funke vom Publikum auf die Sportler überspringt, in denen etwa einzeln kämpfende Schlussläufer mit Standing ovations im Zielbereich empfangen werden, die für Gänsehaut sorgen, die mitreissen und manches Mal entsteht das schöne Gefühl einer großen Biathlonfamilie, was zugegeben vielleicht etwas kitschig klingt, aber dennoch wunderbar ist.

Biathlon für Alle

Schon von Beginn an wirbt die Biathlon-Tour mit dem Slogan “Biathlon für Alle” und tatsächlich durften wir schon viele schöne Kapitel z.B. mit über 80-jährigen Wettkämpfenden oder Meisterschützen/innen im Rollstuhl erleben. Doch um wie viel besser wir diesen Slogan “Biathlon für Alle” anbieten können, das haben wir erst von Josef Riefert und Stefan Dannert, sowie später dann durch Manuel Beck gelernt. Seit 2022 bietet der Bergheimer Citybiathlon zwischen den Vorläufen und dem Finale der besten Teams eine Stunde Inklusions-Biathlon, bei dem dann eben auch alles vorbereitet und die Bühne bereitet ist für SportlerInnen mit Beeinträchtigungen. Josef Riefert, als Mr. Inklusion im Rhein-Erft-Kreis hat viele Jahre Erfahrung in der Arbeit mit behinderten Sportlern, führte mit Layla Nemati und Felix Michalski zwei blinde Skater zu Deutschen Meistertiteln mit Deutschen Rekorden und organisiert diesen Inklusions-Biathlon zusammen mit dem Sponsor Signal Iduna, der Agentur Bergheim von Stefan Dannert. Josef muss uns selbst jetzt zum 4. Inklusions-Biathlon wieder daran erinnern, dass diese Stunde hauptsächlich als “Erlebnisraum” gedacht ist, den die Mitmachenden dann so ausfüllen, wie SIE möchten. Normalerweise sind wir ja durchaus “Organisations-Nerds”, denn alles, was nicht klar definiert ist, führt während eines Biathlon-Wettbewerbs fast zwangsläufig ins Chaos. Für den Inklusions-Biathlon müssen wir ein bisschen Chaos zulassen, der in diesem Falle jedoch eher Freiraum ist, weil das Erleben sehr klar über dem Siegen steht und deshalb auch keine strengen Wettbewerbsregeln eingehalten werden müssen. Und in diesem “Freiraum” gedeihen wunderbare Momente. Wenn man sieht mit welcher Begeisterung die jungen Fußballer, Niklas Hrin, Salvatore Spadaro und Gerome Boßhammer ihr Biathlonduell gestalten und mitten im Wettkampf ausmachen, dass eine Laufrunde besser ist als zwei und die Strafrunden auf den Thoraxtrainer dann weggelassen werden, dann lernt man die Jungs in diesen Situationen besser kennen und erfreut sich noch mehr an dem Endspurt, bei dem Niklas und Salvatore wie olympische 100 m-Läufer kämpfen. Oder Timo Schilder, der sich, betreut von seinem Vater Michael, bei seiner 4. Teilnahme nun erstmals auch für das Biathlongewehr interessiert (im Bild weiter oben) und wir von Jahr zu Jahr miterleben dürfen, wie sich der junge Autist als Mensch weiterentwickelt. Und ein ganz besonderer Moment ist der Rollstuhl-Biathlon. Josef ist zunächst etwas enttäuscht, dass mit Martina Heuter und Michael Kluge nur ein Duo am Start ist. Doch genau daraus entwickelt sich der Moment des Tages. Staffelwettkämpfende und Zuschauer schließen sich Martina und Michael einfach an und es entsteht auf der Laufstrecke am Medio die schönste Art der Inklusion, ein tatsächliches Miteinander. Und dann bringt ein Moment den nächsten hervor und Martina möchte die letzten Meter durchs Ziel auf den eigenen Beinen zurücklegen. Gestützt von Josef und einem weiteren Kollegen setzt Martina ihre Schritte und wir alle erkennen, wie mühsam das für sie sein muss. Kleine Schritte, aber kontinuierliche Schritte und sie kommt dem Zielbogen näher. Was Martina da macht ist in symbolischer Weise genau das, was wir alle lernen müssen, wenn wir Fortschritte erzielen möchten. Es sind die kleinen, oft mühsamen Schritte, die, hintereinandergefügt, irgendwann zum Ziel führen. Und Martina erreicht Ihr Ziel, viele kleine Schritte werden zum Meilenstein und Standing Ovations von wohl allen hier auf dem Hubert-Rheinfeld-Platz machen noch einmal deutlich, was gemeint ist mit dem Freiraum, der mit Momentum gefüllt wird.

Soo viel Leidenschaft

Egal, ob Inklusions-Biathlon oder die 4 Vorlauf-Rennen und das Finale der Biathlonstaffel-Challenge, dieser erste Mai-Sonntag bringt soo viel sportliche Leidenschaft in so unterschiedlichen Bildern hervor. An dieser Stelle möchte ich aber zugleich auch die rund 800 Fotos hervorheben, die diese Leidenschaft eingefangen haben und die mit der gleichen Leidenschaft von Jana Harmeling erstellt wurden. Herzlichen Dank, Jana und hier nochmals zur Erinnerung, dass wir Bildwünschen der Teams oder Dritter stets kostenlos nachkommen. Schickt einfach ein Email an die Biathlon-Tour (info@inmotion-agentur.com). Zurück zu den Teams: Da sind zum Einen die 4 Topteams des Tages, die als Siegerstaffeln der 4 Vorläufe das Finale um den Champions-Titel erreichen und wohl alle Zuschauer in diesen rund 25 Minuten mit einer Biathlonqualität begeistern, die auch wir im Rahmen der Tour gar nicht so häufig in dieser Ausprägung erleben. Noch bemerkenswerter ist allerdings für uns, dass sich alle 4 Topteams mit ihren Zeiten im Finale nochmals gegenüber ihren Vorlaufleistungen steigern können, obwohl sie alle schon einen Biathlonwettkampf an diesem Tag in den Muskeln stecken haben. Hier wird die Leidenschaft besonders erkennbar, aber das gilt nicht weniger für die Teams, die nicht um den Championstitel kämpfen, sondern darum, ihre eigenen Ziele zu erreichen. Wie in allen 4 Vorlaufrennen auch um die Plätze 3 und 4 gekämpft wird, wie die SchlußläuferInnen etwa der Teams RSV Viktoria Lövenich Inklusion, Luise Zimmer und “Project one to one”, Uli Saerbeck das Publikum mit ihrem tollen Duell nocheinmal richtig mitnehmen und der überlegene, Uli, dann Luise die Hand reicht und die beiden gleichzeitig über die Ziellinie laufen, wie die Schlußläufer der Azubienen, Jens Funkenhaus und “Der verjüngten Fußball-Oldies”, Jan Mirek, die 4. Plätze ihrer Teams dennoch mit einem Endspurt “nach Hause bringen” und dabei den Autor dieser Zeilen locker abhängten, das verdient Respekt und genau diesen bekommen sie auch vom Bergheimer Publikum. Wir sind uns bewusst, dass Volksbiathlon, wie auch andere Volkssportevents immer ein Spagat sind, weil die Leistungsunterschiede weit auseinanderklaffen können. Der erwähnte Respekt, aber natürlich auch Freude und ein bisschen Ehrgeiz, es im nächsten Jahr noch besser zu machen, um über Jahre eine Breite an Teams zu fördern und nicht am Ende nur noch die Siegkandidaten an der Startlinie zu haben. In Bergheim funktioniert das zum Glück sehr gut.

Die 4 Vorlauf-Rennen der Staffel-Challenge

Das 1. Rennen

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Das 2. Rennen

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Das 3. Rennen

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Das 4. Rennen

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Das Finale der 4 besten Teams