Braunlages Neue Mitte wird zum Biathlon-Hexenkessel

Zum 5. Mal seit 2019 wird heute der lebendige Urlaubs- und Wintersportort Braunlage Schauplatz eines Citybiathlons der Biathlon-Tour und wir erinnern uns noch gut an den stürmischen Auftakt hier in der Neuen Mitte zu Pfingsten vor 6 Jahren mit Weltmeister (und nun auch nachträglich Olympiasieger) Daniel Böhm als Ehrengast. Seinerzeit begann die Siegesserie des Eishockeyteams Harzer Falken Juniors als Biathlon-Teamchampions, die bis heute nicht abgerissen ist und sie – zwar mit anderem Namen: Braunlage Ü17 – zum vierfachen Teamchampion hat werden lassen. In den Folgejahren probierten wir, gemeinsam mit den ebenso akribischen wie herzlichen Gastgebern, der Braunlage Tourismus Marketing Gesellschaft um Geschäftsführerin Cathleen Hensel, verschiedene Konzepte aus, um diesen Citybiathlon weiterzuentwickeln. An Pfingsten 2022 gab’s gleich eine dreitägige Braunlager Biathlon-Tournee mit Tagesevents in Hohegeiß, Sankt Andreasberg und hier in Braunlages Neuer Mitte und 2024 begrüßten wir hier erstmals den Niedersächsischen Biathlon-Landeskader von Trainer Rico Uhlig, der gleich mit 3 Teams aus dem Landesleistungsstützpunkt in Clausthal-Zellerfeld am 4. Citybiathlon teilnahm. Es war der Beginn des aufregenden Experimentes, hier in dem für Biathlonerfolge so bekannten Harz, Leistungssport und Volkssport in einem Event miteinander auf Augenhöhe zu verbinden. Dafür bekamen die täglich trainierenden Kaderbiathleten Handicaps mit auf den Weg, längere Strecken und kleinere Ziele), um trotz der Leistungsunterschiede spannende Rennverläufe zu ermöglichen.
Diese Idee funktionierte, sie macht Laune und es ist ein toller Mehrwert für alle Beteiligten, Niedersachsens beste Biathleten/innen einmal in lockerer und doch sportlicher Atmosphäre erleben und gleich auch “gegen” sie antreten zu können. So galt es für diesen 5. Citybiathlon nur an kleineren Stellschrauben zu drehen. Statt des Tagesevents versuchen wir es heute mit dem Konzept der Abendveranstaltung und dürfen dafür mit Andreas Braun unseren Meister für Ton und Licht als Stimmungsmacher mitbringen. Zugleich testen wir eine Modusveränderung und bieten die Einzel- und Teamwettbewerbe mit Liegend- und Stehendschießen an, um noch näher am Original dran zu sein. Um es vorweg zu nehmen: Dieser 5. Citybiathlon wird zu einem aufregenden Biathlonabend, der über viele Stunden großartige Biathlonqualität, Spannung, Stimmung, Leidenschaft und geballte Freude in die Neue Mitte bringt und von so Vielen, die dabei waren, als Konzept auch für die Zukunft gesehen wird.
Lokalmatadoren, Ostseerobben und Deutsche Biathlonmeister in EINEM Wettbewerb

Das gibt es so vielleicht nur in Braunlage. Da steht Immobilienmakler Edgar Birnbaum aus Greifswald als Startläufer seines Teams Ostseerobben und Urlauber hier im Harz mit seinen “Vatertags-Kumpels” plötzlich bei seiner Biathlonpremiere im Halbfinale der Teamchallenge beim Stehendschießen zwischen dem amtierenden Deutschen Vizemeister der J17 im Massenstart, Aaron Jakobs und dem Sieger des Deutschen Schülercup-Biathlons von 2022 in Altenberg, Leopold Röthele (im Bild oben rechts) und kämpft, nicht mehr ganz nüchtern und unter herrlicher Anfeuerung der zahlreichen Schaulustigen tatsächlich auf Augenhöhe um den Einzug ins Staffelfinale. Es ist ein Moment von Hunderten, die diesem Abend Heiterkeit, Würze und einen Hauch Skurilität verleihen, doch mit jedem dieser Momente wird klarer, dass der so beliebte TV-Wintersport Biathlon genau solche lebendigen Verbindungen seiner Könner mit den Neugierigen benötigt, genau solche Erlebnisse des Mitmachens und Wettkämpfens von Fans und TV-Zuschauern, um unsere Sportart vielleicht eines Tages aus seiner Nische heraus zu einem populäreren Sport auch in den Städten werden zu lassen oder zumindest überhaupt einem Volkssport Biathlon die Türe zu öffnen. Hier in Braunlage funktioniert das deswegen, weil Kadertrainer Rico Uhlig, der Trainer des Jahres 2019 des Deutschen Skiverbandes, jede/r/m seiner 20 täglich trainierenden Biathleten/innen eine individuelle Zusatzbelastung mit auf den Weg gibt. Im oberen Beispiel läuft Ostseerobbe Edgar 2 x 250m auf dem Skilanglauf-Cardiogerät, während der 16-jährige Leopold Röthele 2 x 300m und der 17-jährige Aaron Jakobs 2 x 400m bewältigen. Im Idealfall, wie hier, kämpfen sie dann bei je 5 Schüssen Liegend- und Stehendschießen nahezu auf Augenhöhe. Es funktioniert, weil alle Kaderathleten diese Zusatzbelastung ebenso klaglos wie motiviert als Challenge annehmen und weil sämtliche Jederfrau-/mann-Teams keine “Erbsenzähler” sind, sondern sich ebenfalls mit dem nötigen Mut in diese Challenge “hineinstürzen”, von der keiner weiss, welches Team sie am Ende als Erstes oder Letztes “ausspuckt”. Na klar können wir nicht garantieren, dass exakte Augenhöhe gewährleistet ist, doch darauf kommt es letzten Endes auch gar nicht an, wenn man, wie heute, Teams am Start hat, die damit in Vorleistung gehen ihr Bestes zu geben und nicht damit, das Haar in der Suppe zu suchen. Von den 12 Teams, die heute in 4 Vorläufen um die 6 Plätze im Halbfinale kämpfen, erreichen 3 Biathlonkader-Teams und 3 Jederfrau/-mann-Teams diese Vorschlussrunde. Wunderbar, das Experiment funktioniert!
Toller Sport, Teamgeist, Leidenschaft und eine Prise Partystimmung

Wenn also Vieles passt im Drehbuch des Wettbewerbs, dann bleibt dennoch eine wichtige Frage offen: Wie lassen sich für ein solches Event auch über Stunden Schaulustige und Neugierige gewinnen? Echte Sportfans kommen vielleicht tatsächlich, um die besten niedersächsischen Nachwuchsbiathleten/innen einmal in Aktion zu erleben und können sich dabei zum Beispiel an Liv Hildebrand begeistern. Die 15-jährige Deutsche Meisterin der J16 im Massenstart bringt in ihren heutigen 3 Wettkämpfen 29 ihrer 30 Schüsse ins Ziel und erreicht die beste Einzelleistung des Tages. Andere bekommen zufällig mit, dass in der Neuen Mitte ein Event voller Spannung stattfindet, schauen kurz vorbei und bleiben, auch deswegen, weil die Gastgeber der Braunlage Tourismus Marketing Gesellschaft mit Bierzeltgarnituren, Getränke- und Imbiss-Stand zum Verweilen einladen und wieder andere werden durch den Sound von DJ Andreas Braun angezogen oder später von dessen Lichteffekten, die zusammen etwas Patystimmung in das Sportspektakel bringen. Manche Fans bringen auch die bisher so erfolgreichen Teamchampions und Lokalmatadoren, Braunlage Ü17 oder der Traditions-Wintersportverein aus Sankt Andreasberg mit, die gleich mit 2 Teams am Start sind. Alle Faktoren zusammen bringen über Stunden ein so lebhaftes Publikum an die mobile Biathlonarena, dass die Neue Mitte genau das wird, das Biathlon so bekannt und beliebt gemacht hat: Ein Biathlon-Hexenkessel mit toller Stimmung. Wie sich das anhört und wie das aussieht zeigt dieses Minivideo von Gisi Feulner in 24 Sekunden. So, nun nehmen wir Euch mit hinein in die Wettkämpfe des Abends.
Die Teamchallenge: 1. von 4 Vorläufen

Im 1. Vorlauf trifft der vierfache Teamchampion, Braunlage Ü17, auf das Team 1 der Ostseerobben und das Team Ladehemmung des Niedersächsischen Biathlonkaders. Alle Achtung, die Lokalmatadoren agieren gleich wieder im Stile von Biathlonchampions, holen in 19:08 Minuten den Sieg und ziehen ins Halbfinale ein. Ihr Star ist heute Hendrik Lohde, der alle 10 Schüsse ins Ziel bringt und nur 3:58 Minuten benötigt. Das ist der 3. Platz in der Einzelrangliste und ein Ritterschlag für den Eishockeystürmer der Harzer Falken, denn er hält im Kreise der 20 Kaderbiathleten unglaublich gut mit. Das gilt für das gesamte Team der Eishockeycracks, die auch nach Treffern 31:30 im Duell mit Team Ladehemmung vorne liegen. Im Team von Rico Uhlig überragt Klara Hertel, die ebenfalls alle 10 Schüsse ins Ziel bringt und 4:13 Minuten benötigt. Klara ist dabei 2 x 300 m im Slilanglauf-Cardiogerät unterwegs, Hendrik 2 x 250 m. Das Team Ladehemmung wird Zweiter mit 20:01 Minuten und läuft dabei insgesamt 500 m mehr als die Braunlage Ü17. In diesem Rennen geraten die Ostseerobben bei ihrer Biathlonpremiere etwas ins Schwimmen. Das erste Team der Harzurlauber.aus dem mecklenburgischen Greifswald benötigt 25:27 Minuten und ihre Jüngste, Magda Schwan ist am Ende ein bisschen enttäuscht, aber die großen Momente der Ostseerobben sollten noch vor uns liegen und zaubern allen wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Der 2. Vorlauf der Teamchallenge

Im 2. Vorlauf treten die “Nachlader”, Eltern dreier Kaderbiathleten von den Skiclubs Sankt Andreasberg und Buntenbrock an und treffen auf das jüngste Team des Tages, die 10-12-jährigen Chicken Bananas, 4 Skilangläuferinnen des Hüttenroder Skivereins, die von Hannes Moring trainiert werden und in ihren Altersklassen zu den Besten in Sachsen-Anhalt zählen. Eine besondere Freude sind uns die vier mutigen Biathlon-Neulinge und Lokalmatadoren der Volksbank Braunlage, deren Arbeitskollegen aus dem Fenster der Filiale zuschauen könnten, wenn es nicht bereits 18.30 Uhr an diesem Freitagabend wäre.
Beim Team der Volksbank wird Jule Hansmann aus Hohegeiß mit ihren 5 Treffern zur besten SchützinKerstin und Felix Gugenberger steuern jeweils 4 Treffer bei und gemeinsam überzeugt das Quartett mit Kampf- und Teamgeist. Auch wenn heute in 23:03 Minuten in diesem Rennen nur Platz 3 drin war, so sind wir überzeugt davon, dass dieses Team schon beim nächsten Biathloneinsatz seine heute gemachten Erfahrungen erfolgreich umsetzen kann. Vielleicht sogar so erfolgreich, wie heute bereits die Nachlader ihre Biathlon-Tour-Premiere feiern und nach 24 Treffern mit ihren 40 Schüssen und 21:00 Minuten den 2. Platz in diesem Rennen und den Respekt des Publikums erkämpfen. Michael Wildenhayn, der Senior im heutigen Teilnehmerfeld, schafft mit 8 Treffern das beste Schießergebnis seines Teams. Der Ausbildungsleiter für Nordic Sports im NSV Harz wird damit 24. unter den 70 Wettkämpfenden des Tages. Doch die Stars dieses Rennens und des Publikums kommen aus Hüttenrode und sind wohl definitiv die unerschrockendsten Chicken der Welt. Wir sind ja schon seit einer Woche Fans der vier Nachwuchshoffnungen, als sie bei der Teamchallenge in Schierke als jüngstes Team den 4. Platz unter 17 Teams erreichten und dabei zahlreiche, verblüffte Sportler locker hinter sich ließen. Heute setzen sie noch einen drauf, erzielen nicht nur 37 Treffer mit ihren 40 Schüssen und erreichen mit 19:18 Minuten als Siegerinnen das Halbfinale, sondern eine der Ihren wird am Ende sogar Etappensiegerin und gewinnt die Reise zum Finale der Biathlon-Tour im März 2026 nach Oberhof. Emilie König, die starke Läuferin und Siegerin des Crosslaufs 2025 in Hüttenrode, bringt heute alle ihre 20 Schüsse Liegendschießen ins Ziel und schafft mit dem schnelleren ihrer beiden Wettkämpfe 3:56 Minuten. Damit ist sie 2 Sekunden schneller als Eishockeycrack, Hendrik Lohde und erzielt die zweitbeste Leistung des Tages, hinter Liv Hildebrand, die wir nur deswegen nicht zur Etappensiegerin küren, weil sie hoffentlich zum Zeitpunkt unseres Tourfinals um Nationale oder sogar Internationale Titel kämpfen wird. So wird es vielleicht irgendwann auch bei Emilie König und ihren Chicken Bananas-Kolleginnen sein. Doch bevor es soweit ist freuen wir uns auf das Wiedersehen zum Tourfinale 2026.
Der 3. Vorlauf der Teamchallenge

Ein besonderes sportliches Highlight des Tages ist dieser 3. Vorlauf mit 3 Teams aus Rico Uhligs Biathlonkader. Der Trainer hatte seine Teams sowohl hinsichtlich des Alters, als auch des Leistungsvermögens ausgeglichen aufgestellt und am Ende werden sie tatsächlich nicht einmal 90 Sekunden auseinanderliegen. Neben großartiger Biathlonqualität liefert das Rennen damit auch mehrere Führungswechsel und Spannung bis zuletzt. In der 1. Runde überragt Noah Seidel, der 2 x 400 m Skilanglauf von seinem Trainer aufgebrummt bekommt und dennoch nur 3:45 Minuten benötigt und in dieser Zeit auch noch je 5 Schüsse Liegend- und Stehendschießen absolviert, von denen 8 ins Ziel finden. Der Deutsche Meister der J16 von 2023 und DM-Dritte der Jugend A 2025 liegt damit bei uns zwar nur auf Platz 19 der Einzelrangliste, die nach Treffern vor Zeit sortiert ist, doch Noahs Leistung gehört zusammen mit Liv Hildebrands Halbfinal-Wettkampf und Aaron Jakobs’ Finalrennen zu den ganz besonderen sportlichen Momenten des Tages. Doch auch Leopold Rötheles 10 Treffer und 4:27 Minuten oder die fehlerlosen Schießleistungen der Jüngsten, Emilia Reeb (11 Jahre) und Luisa Hille (12 Jahre) müssen in diesem Rennen hervorgehoben werden. Am Ende qualifizieren sich die Harzer Supersprinter mit Aaron Jakobs, Liv Hildebrand, Paula Schübeler und Luisa Hille als Sieger in 17:44 Minuten mit der besten Zeit des heutigen Tages für das Halbfinale. “One Team one Dream” mit Noah Seidel, Manga Fouda Youtabat, Mathilde Hertel und Emila Reeb schaffen 18:18 Minuten und erreichen als schnellstes zweitplatziertes Team das Halbfinale. Und auch das Team Alpenradler werden wir wiedersehen, denn es holt in 19:10 Minuten den 6. Halbfinalplatz in der Besetzung Leopold Röthele, Louis Reeb, Alena Frieling und Monika Yu.
Der 4. Vorlauf der Teamchallenge

Im letzten Vorlauf startet die 2. Crew der Ostseerobben und misst sich dabei mit dem Team des Traditionsvereins, Skiclub Sankt Andreasberg, das als “Unentwegte” den Weg ins Finale sucht sowie den “Namenlosen” des Niedersächsischen Biathlonkaders, die sich sportlich durchaus schon einen Namen gemacht haben, aber vielleicht bei manchen lästigen Organisationsaufgaben ihr sportliches Tempo nicht so hochhalten können, wie ihr Trainer das von ihnen erwartet.
Das Rennen liefert eine echte Überraschung, denn die Biathlon-Neulinge von der Ostsee legen einen Start-/Zielsieg in 18:30 Minuten hin, der drittschnellsten Zeit aller 12 Teams. Dabei legen sie mit ihren 25 Treffern zwar 5 weniger hin als “Die Namenlosen”, kompensieren diese durch schnelles Skilanglaufen aber nicht nur, sondern bringen 55 Sekunden Vorsprung vor den Namenlosen ins Ziel. Ihr Bester ist dabei Schlussläufer Marco Nikolay, der 8 Schüsse ins Ziel bringt. Übrigens sind auch die Ostseerobben sportlich keine Namenlosen. Johannes Völsgen etwa ist Landesmeister im Badminton und Edgar Birnbaum erfolgreicher Golfer. Für die Namenlosen reicht es nicht ganz. Ihnen hätte als Zweitplatzierte eine Zeit unter den 19:10 Minuten der Alpenradler gereicht, doch sie verfehlen das Halbfinale um 15 Sekunden, also der Zeitstrafe für einen einzigen Fehlschuss. In dieses Duell können die Unentwegten trotz guter 21 Treffer nicht eingreifen,doch ihr Schlussläufer, Henri Dill, mit seinen 11 Jahren Zweitjüngster des Tages, bekommt die Empathie im Braunlager Hexenkessel mit besonderer Wucht zu spüren. Über Minuten alleine unterwegs wird er vom Publikum ganz und gar nicht alleine gelassen. Eine Menschentraube bildet sich um ihn herum und feuert den jungen Tour de Harz-Champion der U11 sozusagen unentwegt an und jeder seiner 6 Treffer wird von einem vielkehligen HEY begleitet. Es sind die eigentlich großartigen Momente eines Volkssportevents, wenn alle Beteiligten zu einem Team werden.
Das 1. Halbfinale

In 2 packenden Halbfinals werden von den 6 besten Teams die 3 Finalisten ermittelt. In diesem zweiten Einsatz für alle Wettkämpfenden ist nun auch Resilienz gefragt, also der Kampf mit der eigenen Müdigkeit. Im 1. Halbfinale starten die Titelverteidiger, Braunlage Ü17 und treffen auf die jungen Siegerinnen des 2. Vorlaufes, die Chicken Bananas sowie auf die Kaderbiathleten “One team, one dream”. Die Führung wechselt dabei mehrfach im Laufe des Rennens. Dustin Kocakara bringt seine Braunlage Ü17 als Startläufer mit starkem Tempo in Führung. Die 2. Runde geht an Kaderbiathlet Manga Fouda Youtabat. Der 14-Jährige, in diesem Winter 9. der Gesamtwertung des Deutschen Schülercups legt 9 Treffer hin und lässt sich auch durch die 2 x 300 m, also 100 m Sonderschicht, nicht davon abhalten die Führung für sein “One team, one dream” zurückzuholen. In der 3. Runde ist wieder Tempo Trumpf. Hendrik Lohde holt die Führung für Braunlage Ü17 zurück, wenngleich denkbar knapp mit nur 2 Sekunden vor “one team, one dream”, für das Mathilde Hertel mit 9 Treffern überzeugt. Und immer in Reichweite bleiben auch die Chicken Bananas, für die Zoe Weis mit nur 20 Sekunden Rückstand an Sarah Hase übergibt. In dieser entscheidenden Schlussrunde läuft es ausgerechnet für den Besten der zurückliegenden 2 Jahre im Team des Titelverteidigers, Max Klaeden, überhaupt nicht rund. 3 Fehlschüsse im Liegendschießen und bei der Aufholjagd zweimal den Skistock verloren. Schon sind die beiden jungen Gegnerinnen vorne und Emilia Reeb bringt mit 10 Treffern “One team, one dream” nach 19:01 Minuten ins Finale. Die Chicken Bananas müssen mit 19:37 Minuten als Zweite noch zittern, dennnur das schnellere zweitplatzierte Team erreicht das Finale. Für die Braunlage Ü17 ist heute nach großem Kampf das Halbfinale die Endstation. Ihre Enttäuschung ist greifbar, doch das sympathische Team braucht nur ein paar Minuten um sich zu “schütteln”. In diesen Minuten erringen sie einen Sieg, der genau so wertvoll ist, wie die 4 Stadtmeistertitel zuvor. Die Lokalmatadoren stehen lautstark an der Seite der Teams, die um den Titel kämpfen. Für uns gehört diese starke Geste zu den Momenten des Tages.
Das 2. Halbfinale

Da sind wir nun also angekommen, beim eingangs angesprochenen Halbfinalkampf der Ostseerobben mit zwei Teams der Niedersächsischen Kaderbiathleten, nämlich dem schnellsten Vorrundenteam, den Harzer Supersprintern, und den Alpenradlern. Die Greifswalder Shootingstars waren in der Vorrunde 40 Sekunden schneller als die Alpenradler, sind also durchaus in der Lage mitzuhalten, wenn die Fitness mitmacht.
Doch zunächst sieht die Realität anders aus. Aaron Jakobs bringt die Harzer Supersprinter nach vorne und es folgt die beste Einzelleistung des Tages, denn Liv Hildebrand bewältigt ihre 2 x 300m Skilanglauf und 10 Schüsse in 3:41 Minuten und ohne jeden Fehlschuss. Wow! Wir haben Liv bereits vor 6 Jahren an unseren Biathlongewehren erlebt, damals, natürlich im Liegendschießen, auch bereits nahezu fehlerlos. Rico Uhlig erzählte, dass sie kürzlich ihren Jagdschein erfolgreich bestanden habe. Die armen Tiere werden völlig chancenlos sein gegen diese Meisterschützin.
Im Rennen haben die Harzer Supersprinter also nach der ersten Hälfte 75 Sekunden Vorsprung auf die Alpenradler und 2:50 Minuten auf die Ostseerobben. Der Vorsprung schmilzt, weil Alpenradlerin Alena Frieling mit 4:22 Minuten und 10 Treffern genau so gut schiesst, wie es Rico Uhlig zuvor angekündigt hatte. 42 Sekunden Vorsprung nimmt also die Harzer Supersprinterin, Louisa Hille mit, dann hat sie ihre 13-jährige und damit ein Jahr ältere Kaderkollegin, Monika Yu im Nacken, die in diesen Wochen erste Erfahrungen mit dem Stehendschießen sammelt. 8 Treffer erzielt Monika, 2 Stehendschüsse verfehlen das Ziel und so kann Louisa Hille den Sieg und die Finalteilnahme für die Harzer Supersprinter klarmachen. Doch auch die Alpenradler schaffen es mit 18:37 Minuten als schnelleres zweitplatziertes Team ins Finale und sind das einzige der 6 Halbfinalteams, die bei diesem zweiten Einsatz ihre Zeit aus der Vorrunde verbessern können. Doch einen besonderen Moment hat dieses Halbfinale noch zu bieten. Ostseerobbe Marco Nikolay, in der Vorrunde bereits der Beste seines Teams schafft ganz starke 3:22 Minuten und 9 Treffer. Es ist die schnellste Zeit des Tages und für Marco der 10. Platz in der Einzelwertung. Vor ihm rangieren dabei bis auf Emilie König und Hendrik Lohde nur Kaderbiathleten. Willkommen im Biathlonclub, Marco.
Das Finale der 3 schnellsten Teams

Das abschließende Highlight des Tages dürfte mit 24 ziemlich müden Armen stattfinden und wir sind gespannt welches Team aus Rico Uhligs Biathlonkader nun besondere Zähigkeit unter Beweis stellen kann. Sind es die Harzer Supersprinter als bestes Team der Vorrunde und des Halbfinals oder die Alpenradler, die aufsteigende Tendenz im Halbfinale bewiesen oder “One Team, one Dream”, die Drittschnellsten im Halbfinale, die allerdings etwas mehr Verschnaufpause vor diesem Finale hatten. Mittlerweile ist die Dämmerung schon weit fortgeschritten und wir freuen uns besonders darüber, dass jetzt um 21:30 Uhr immer noch zahlreiche Zuschauer an der Biathlonarena verweilen.
Los geht’s und einer kämpft, als habe es bisher gar keine Vorbelastung gegeben. Aaron Jakobs, der Deutsche Vizemeister der J17 im Massenstart erzielt in diesen Minuten sein bestes Ergebnis an diesem Tag, bringt alle 10 Schüsse ins Ziel und erreicht 4:18 Minuten, obwohl sein Trainer ihm 2 x 400m auf dem Skilanglauf-Cardiogerät aufbürdet. Am Ende seines Rennens ist er damit bei 2,4 km in der klassischen Doppelstocktechnik angekommen und seine Harzer Supersprinter gehen mit knapp 30 Sekunden Vorsprung auf “One team, one dream” in die 2. Runde. Liv Hildebrand vergrößert den Vorsprung im Duell mit dem ein Jahr jüngeren, Manga Fouda Youtabat, um weitere 30 Sekunden, obwohl sie sich dabei im Stehendschießen ihren einzigen Fehlschuss des Tages leistet, dem 29 Treffer gegenüberstehen.
Doch nach der 3. Runde ist der Vorsprung aufgebraucht. Diese Situation hat nicht die 13-Jährige Paula Schübeler im Team der Harzer Supersprinter verbockt, sondern der Autor dieser Zeilen. Der mahnte nämlich 50 zu wenig gelaufene Meter von Paula vor ihrem Liegendschießen an, was gar nicht stimmte, denn Rico Uhlig hatte tatsächlich 2 x 200m für die junge Dame von Eintracht Braunschweig vorgesehen. Was macht dieses unglaublich faire Team? Es lässt Paula im zweiten Durchgang 300m statt 200m laufen. Es ist ein Kraftakt für das Nachwuchstalent, dem 4 Fehler im Stehendschießen folgen. Der Autor versucht es an dieser Stelle mit einer fetten Entschuldigung wieder einigermaßen gut zu machen und die Schlussläuferin, Louisa Hille macht es mit sportlicher Leistung wieder gut und macht die Harzer Supersprinter mit 10 Treffern zum Superchampion des Abends.
Emilia Reeb holt in diesem spannenden Finish für “One team, one dream” 25 Sekunden zurück den 2. Platz und nur weitere 14 Sekunden dahinter bringt Monika Yu ihre Alpenradler auf Platz 3. Wir Zuschauer durften teilhaben an knapp 20 Minuten faszinierenden Kampfgeistes und wohl jede/r an der Biathlonarena dürfte im Geiste den Hut gezogen haben vor den besten niedersächsischen Biathleten und vor ihrer beeindruckenden Mentalität!
Siegerehrung und Dank

Mit der Ehrung aller Teams endet diese stimmungsvolle Staffelchallenge. Die 5 Kaderteams ehrt BTMG-Geschäftsführerin, Cathleen Hensel, neben den Erinnerungsmedaillen, mit einem Gutschein an Rico Uhlig für die Braunlager Kletterhalle. Wir wünschen dem gesamten Team, dass es seine “Klettermentalität” weiter fortsetzt, den Gipfel im Auge behält und füreinander da ist, wenn die Balance mal fehlt.
Die nicht regelmäßig Biathlon trainierenden Teams ehrt Cathleen Hensel in der Kategorie “offene Staffel-Stadtmeisterschaft”. Die Ostseerobben holen mit ihrem Team 2 den Championspokal vor den großartigen Chicken Bananas. Die Braunlage Ü17 kann längst schon wieder über Platz 3 lachen und kündigt an, im kommenden Jahr ihren Stammplatz ganz oben auf dem Podium wieder einnehmen zu wollen. Emilie König gewinnt die Reise zum Finale der Biathlon Deutschland-Tour nach Oberhof und wird dort gegen die Etappensieger der anderen Tourstädte um den Toursieg kämpfen.
Die Biathlon-Tour sagt herzlich Dankeschön bei allen Wettkämpfenden des Tages für Ihre Motivation und den sportlichen Einsatz. Dankeschön an das Publikum, das die Neue Mitte mit Empathie, Anfeuerung und viel Applaus in einen wahren Hexenkessel verwandelte. Der abschließende Dank gilt dem Gastgeber des Citybiathlons, der Braunlage Tourismus Marketing Gesellschaft, Cathleen Hensel und Nicole Vaupel, für das Vertrauen in die Biathlon-Tour und einmal mehr ausgezeichnete Organisation und so angenehme Zusammenarbeit.
Biathlon-Tour-Team: Bilder/Videos: Siegward Pein und Gisi Feulner; Wettkampfbetreuung und Technik: Marco Feulner, Siegward Pein und Luca Feulner, DJ, Licht und Ton: Andreas Braun; Social Media-Betreuung: Lena Bremer und Marvin Meisel, Text und Moderation: Martin Bremer