2 Herausforderer und ein bekannter Sieger

Dülmen, die Stadt der Wildpferde im westlichen Münsterland, gehört mit 4 Biathlon-Tour-Etappen in den vergangenen 5 Jahren zu den besonders treuen Gastgebern der Biathlon-Tour. Im April 2020 war sie die erste Etappe, die seinerzeit wegen des Coronavirus’ abgesagt werden musste und nun, fast 18 Monate später, wird Dülmen zu einem der ersten Standorte des vorsichtigen Neubeginns nach – noch nicht ganz – überstandener Corona-Pandemie. In beiden Ausnahmesituationen hat uns die Zusammenarbeit mit dem hiesigen Etappenpartner, Dülmen Marketing e.V., in besonderer Weise zusammengeschweisst. Im März 2020 hatte die Pressekonferenz zum Event bereits stattgefunden, die lokalen Medien berichteten und es kam zur ersten Absage einer Etappe in 5 Jahren Biathlon-Tour. Der Kontakt riss während der eventarmen Pandemiezeit nie ab. Es war auch ein Austausch zweier durch die Pandemie hart getroffener Unternehmen. Im Juli nutzte Tim Weyer, der Geschäftsführer von Dülmen Marketing, kurzfristig eine der ersten sich bietenden Gelegenheiten, um Biathlon in Dülmen “nachzuholen” und damit einen Kreis zu schließen. Vor dem Dülmener Stadtquartier, der 2018 eröffneten smarten Shoppingmall, deren Einzelhändler, Gastronomie und Clever Fit-Studio natürlich ebenfalls besonders betroffene der Lockdownzeit waren, darf nun endlich wieder Lebendigkeit Einzug halten.

Besonders erfreulich ist, dass der Eventpartner von 2019 und 2020, das BMW-Autohaus AHAG Dülmen, auch beim heutigen Neubeginn das Event unterstützt und – neben einer Flotte auch ein Wettkämpfer-Team um den Etappenzweiten von 2019, Justus Meier, an den Start bringt. Zudem hat Eventorganisator Henning Wahl die Livemusiker “Harry & Frank” engagiert, für Kaffee- und Grillspezialitäten gesorgt und mit Jens Wirtz, dem sympathischen Inhaber des Clever Fit-Studios, tolle Sonderpreise für die heutigen Wettkämpfer abgesprochen. Alles ist bestens vorbereitet und der Jederfrau/-mann-Wettkampf um die Dülmener Biathlon-Stadtmeisterschaft kann beginnen.

Nicht Alles lässt sich perfekt planen

Dass ein Wermutstropfen in vieltausendfach duplizierter und ziemlich nasser Weise dem Outdoorvergnügen eine “kalte Dusche” verpasst gehört fast schon zum Alltag dieses Sommers. In diesem Fall hält der kräftige Schauer und die Fontäne, die sich vom Zeltdach stimmulierend in Manuel Steffens Nacken ausbreitet, den Etappensieger von 2017 nicht davon ab, seine Chance auf die Qualifikation zum Tourfinale im Februar 2022 in Oberhof zu suchen. Der erfolgreiche Triathlet aus Recklinghausen ist Nässe gewöhnt, aber die Dülmener Innenstadt ist ruck zuck wie leer gefegt. Zum Glück bleibt es zwischendurch auch längere Zeit trocken, doch so richtig fließend wird der Besucherstrom am heutigen Tage leider nicht.

Ein perfekter Auftakt

Nicht selten wartet eine Biathlon-Touretappe stundenlang auf ein fehlerloses Wettkampfschießen. Hier am Stadtquartier gelingt dies dem 18-jährigen Mechatroniker des AHAG-Autohauses, Till Schlichting, gleich im ersten Wettkampf des Tages im Duell mit seinem Arbeitskollegen Lars Suttrup. Der sportliche Dülmener, der in seiner Freizeit gerne dem Parkour nachgeht, also mit besonderer Freude Hindernisse überwindet, lässt sich auch bei seiner Biathlonpremiere nicht aufhalten. Ausser Atem ist er schon, nach den kräftezehrenden 400 m auf dem Skilanglauf-Ergometer, doch er widersteht dem Impuls schnell abzuziehen, sondern wartet die wenigen Sekunden länger, bis der Atem jenes kleine bisschen flüssiger wird und etwas Kontrolle ermöglicht. So startet Till mit einem Treffer auf die 45 mm-Ziele und schießt danach im zügigen Rhythmus beeindruckend sicher. Nach 2:30 Minuten setzt er seinen 5. Treffer und belegt den Spitzenplatz mit einer Zeit, die schon manches Mal auf der Biathlon-Tour für einen Etappensieg reichte.

Die Jäger des Führenden

Der Ehrgeiz ist geweckt und so mancher macht sich auf die Jagd nach dem starkem Ergebnis des Führenden. Ziemlich nah dran kommt bei seiner Biathlonpremiere der junge Basketballer Leif Weber. Die “ruhige Hand” bringt er aus seiner Sportart mit und 4 Treffer sind beim ersten Versuch aller Ehren wert. Auch die 2:38 Minuten sind nicht so weit entfernt und könnten Mut machen, es in einem zweiten Wettkampf nochmals zu versuchen.

Zwei besonders schnelle Jäger sind der Etappenzweite von 2019 hier in Dülmen, Justus Meier (im dunkelblauen Shirt) und Axel Dorfer (im grauen Pulli). Hobby-Skiläufer und Spinningfan Axel schafft seinen Wettkampf in 2:17 Minuten, also 13 Sekunden schneller als der Führende, doch 2 Fehlschüsse werfen ihn zurück. Gar nur 2:07 Minuten benötigt Justus Meier. Der Fußballerprobte Verkaufsberater des AHAG-Teams zeigte sein Biathlontalent schon vor 2 Jahren. In diesem Moment ist es nur ein einziger kleiner Wackler, der ihn nach 2:07 Minuten und 4 Treffern von Platz 1 trennt.

Starke Ergebnisse schaffen auch einige Wettkämpferinnen. Auf dem Thoraxtrainer hat Petra Avermann (im Bild oben, oben rechts) ziemlich zu kämpfen und wird von den Zuschauern mit viel Applaus sozusagen ans Biathlongewehr “getragen”. Dort zeigt die Sommerbiathletin ihre Qualität mit 4 Treffern und erreicht einen Top 10-Platz bei dieser Etappe.

Beeindruckend ist die Leistung der erst 14-jährigen Emily Terwey aus Coesfeld (im Bild oben, rechts unten). Die Reitsportlerin hat Ehrgeiz, Ausdauer und Lernfähigkeit. Sie hat aber auch den bestmöglichen Trainer, denn Papa Andreas hat die Biathlonetappen 2018 und 2019 hier in Dülmen gewonnen. Dass Emily einmal in seine Fußstapfen treten kann, beweist sie in gleich 2 Wettkämpfen, die sie in 2:46 Minuten und 3:04 Minuten mit jeweils 4 Treffern abschließt. Emily erreicht heute einen tollen 8. Platz in der Gesamtrangliste. Besonders im zweiten Versuch ist sie nah dran an einer noch besseren Platzierung. 4 Treffer nach 4 Schüssen bringen Platz 2 in Reichweite. Doch vor dem letzten Schuss kommt sie etwas aus dem Rhythmus, unterbricht kurz und findet dann nicht zur Sicherheit zurück. Doch wir sind uns sicher, dass Emily schon bald den nächsten Schritt schaffen kann und um Etappensiege bei der Biathlon-Tour kämpfen wird.

Die junge Polizistin, Lea Bennemann (im roten Pulli), ist nur recht kurz an der Biathlonarena und legt sozusagen aus dem Handgelenk einen Wettkampf in 2:52 Minuten mit 3 Treffern hin. Da wäre sicher noch mehr drin mit einem weiteren Versuch.

Der zweifache Biathlon-Champion in Dülmen

2018 und 2019 war er der Sieger der Biathlonetappen auf dem Dülmener Marktplatz. Andreas Terwey aus Coesfeld, erfolgreicher Bogenschütze und mit seiner Kraft einer der schnellsten der gesamten Tour im 400 m-Skilanglaufsprint auf dem Thoraxtrainer. So ist es auch heute, obwohl man Andreas anmerkt, dass seine Energie mehr auf dem Coaching seiner Tochter Emily liegt, als auf seinem eigenen Wettkampf. Nur rund 76 Sekunden benötigt der selbständige Fliesenleger für seinen schnellsten 400m-Abschnitt und beim Schießen mit dem Infrarot-Biathlongewehr sieht alles so aus, wie vor zwei Jahren. 4 Schüsse, 4 Treffer. Doch beim letzten Schuss wackelt er dann doch einmal, der dreimalige Finalist der Biathlon-Tour. 2:04 Minuten und 4 Treffer bringen Andreas auf Platz 5 und weiterhin kommt kein Wettkämpfer an Till Schlichtings 5 Treffer heran.

2 herausragende Leistungen ausser Konkurrenz

Seit 2016 gewinnen Jana und Dirk Harmeling aus Borken in jeder Saison eine Etappe der Biathlon-Tour und sind beim abschließenden Tourfinale dabei. Hier in Dülmen sind die beiden, zusammen mit Mutter und Ehefrau Silvia, als Betreuer der Mitmacher im Biathlon-Team dabei und starten selbst nur ausser Konkurrenz Und wie! Jana erreicht mit 2:08 Minuten und wieder einmal 5 blitzartigen Treffern ihre Tourbestleistung von der 1. Etappe in Walsrode und Vater Dirk setzt noch einen drauf und schafft ganz starke 1:52 Minuten mit 5 Treffern. Diese Leistung bedeutet Platz 1 in der Tour-Rangliste 2021. Till Schlichtings Führung bleibt durch die beiden Leistungen unberührt, doch die beiden zeigen eindrucksvoll, was mit etwas Übung und guter Konzentration möglich ist.

Die Dramaturgie passt

Vielleicht angespornt von den Leistungen von Jana und Dirk Harmeling wagt Justus Meier noch einen Versuch, seinen Arbeitskollegen von der Etappenspitze zu verdrängen. Dass er die 5 Treffer drauf hat, weiss er von 2019, aber sie sind bei jedem Wettkampf auf’s Neue eine Kür, die viel Konzentration und Willensleistung benötigt. Justus geht den Wettkampf etwas ruhiger an, als bei seinen 2:07 Minuten eine gute Stunde zuvor. Etwas weniger ausser Atem kommt er gut in die Schuss-Serie hinein, trifft mit seinen ersten 3 Schüssen und es bleiben ihm gut 10 Sekunden für seine letzten beiden Schüsse, um die 2:30 Minuten von Till Schlichting zu knacken. Nach 2:22 Minuten setzt Justus den 4. Treffer und die Führung rückt nun in unmittelbare Reichweite. Doch auch heute sind schon einige “letzte Schüsse” noch daneben gegangen. Bei Justus zeigt die Uhr 2:26 Minuten an, als er zum 5. Mal schießt. Er bleibt dabei konzentriert und nervenstark. Sein 5. Treffer bringt ihn mit 4 Sekunden Vorsprung auf den 1. Platz, der die Qualifikation zum Tourfinale in Oberhof ermöglicht. Allerdings nur demjenigen Wettkämpfer, der diesen Platz am Ende der Etappe belegt. Und das Ende ist noch nicht erreicht.

Der Entthronte nimmt die Herausforderung an

Lebendig werden die Touretappen immer dann, wenn Entthronte den Ehrgeiz und die Motivation zur Revanche haben. Till lässt gar keinen Zweifel aufkommen, er hat beides. Der junge Mechatroniker stapelt zwar tief, doch ob er wirklich nicht an seine Rückkehr an die Etappenspitze glaubt? Auf dem Thoraxtrainer hat er bei seinem 4. Wettkampf am heutigen Tag doch sichtbar Mühe, doch er kämpft sich durch und erhält sich mit 1:50 Minuten seine Chance, mit einem schnellen Schießen die 2:26 Minuten von Justus Meier seinerseits zu unterbieten. Doch ein perfektes Schießen in nur rund 30 Sekunden wäre schon fast ein Biathlon-Diplom. Till startet vielversprechend mit einem angstfrei schnellen Schuss der trifft. Das schafft Sicherheit und Rhythmus. 2. Schuss: Treffer. 3. Schuss: Treffer. Wo nimmt der Youngster diese Treffsicherheit her? Viel Schießerfahrung hat er nicht, Talent dafür um so mehr. 4. Schuss: Treffer. Die Uhr zeigt 2:20 Minuten. Biegt er das tatsächlich? Letzter Schuss nach 2:23 Minuten: Treffer. Teufelskerl. So eine Maßarbeit muss man erstmal hinlegen. Nun ist Till Schlichting wieder dort, wo er seit 10 Uhr an diesem Tag fast durchgängig war: An der Etappenspitze.

Jetzt wird’s Ernst für Till Schlichting

Den Dülmener Biathlon-Champion von 2018 und 2019, Andreas Terwey, konnten die beiden talentierten AHAG-Mitarbeiter bisher auf Distanz halten, aber nun kommt aus Recklinghausen auch der Sieger der Dülmener Biathlonpremiere 2017, Manuel Steffen, um den Kampf um den Etappensieg aufzunehmen. Die Verbundenheit der Vorjahressieger mit dem Event ist eine tolle Ehre für die Biathlon-Tour. Der überregional erfolgreiche Triathlet Manuel Steffen hat ja auch der Biathlon-Tour schon eindrucksvoll seinen Stempel aufgedrückt, als er das Tourfinale 2017 mit 40 Etappensiegern während des Biathlons auf Schalke gewann und seitdem mit 1:28 Minuten in der ewigen Bestenliste der Tour auf Platz 1 liegt. Heute in Dülmen braucht Manuel seine Bestleistung nicht anzutasten, doch zunächst will es in zwei Anläufen nicht mit dem fehlerlosen Schießen klappen. Mit seinem 3. Wettkampf lässt er es für seine Möglichkeiten eher ruhig angehen, wechselt nach ca. 90 Sekunden vom Thoraxtrainer an das Biathlongewehr und zeigt einmal mehr seine große Willenskraft und Konzentration. Wer ihn kennt konnte kaum Zweifel daran haben, dass Manuel das fehlerlose Schießen noch schaffen würde und nach genau 2:00 Minuten ist es so weit und der Sieger von 2017 ist zurück an der Etappenspitze und das lediglich 10 Minuten vor dem Ende der heutigen Etappe.

Die Biathlon-Tour sagt herzlich Dankeschön

So endet die Etappe mit dem Sieg von Manuel Steffen, der den Gutschein zum Tourfinale im Februar 2022 in Oberhof gewinnt. Clever Fit-Inhaber, Jens Wirtz belohnt den Besten zusätzlich mit einer halbjährigen Mitgliedschaft in seinem Studio am Overbergplatz. Der großzügige Studioleiter hat auch für die nächstplatzierten Wettkämpfer schöne Sachpreise dabei. Dafür sagen wir herzlich Dankeschön.

An Till Schlichting vergibt die Biathlon-Tour einen zweiten Finalplatz. Er lag fast den gesamten Tag über an der Etappenspitze, kämpfte sich im Duell mit Justus Meier in beeindruckender Weise auf Platz 1 zurück und musste dann 10 Minuten vor Etappenende den Sieg doch noch abgeben. Wir möchten ihn mit dem 2. Finalticket trösten und ihm das Signal geben, dass wir großen Respekt vor seiner Leistung haben. Diesen Respekt haben wir auch für die vielen beschriebenen sehr guten Leistungen und bedanken uns bei den Wettkämpfenden für ihren Einsatz und ihre Motivation.

Ein herzlicher Dank gilt den Sponsoren und Partnern des Events, dem Stadtquartier und seinem Centermanager, Olaf Deistler und dem BMW-Autohaus AHAG Dülmen mit seinem Verkaufsleiter Dennis Hölscher und dem motivierten Team.

Ein besonderer Dank gilt dem Dülmen Marketing e.V., an Tim Weyer und Henning Wahl, für die immer angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Technik: Daniel Holtschneider Fotos: Siegward Pein Text: Martin Bremer

O-Töne

Radio Kiepenkerl