Michel Fräsdorf: Ein Sieger, der gar nicht hätte gewinnen müssen

Keine 20 Minuten nach Moritz Höhn’s Start wird nachher Michel Fräsdorf mit 10 Treffern „im Gepäck“ ins Ziel kommen, nachdem er für seinen Wettkampf nur 3:59 Minuten gebraucht haben wird. Die Harzer Skifreunde erreichen als einziges Team des Tages eine Zeit unter 20 Minuten (19:42 Minuten) und Skilangläufer Michel Fräsdorf wird der Einzige bleiben, der heute die 4 Minuten-Marke knackt. Damit holt sich der Etappendritte des Vorjahres den Einzelsieg der 9. Biathlon-Touretappe 2023, obwohl er ihn für die Qualifikation zum Tourfinale in Oberhof am 24./25. Februar 2024 gar nicht mehr gebraucht hätte. Michel war beim Finale in Oberhof im Februar 2023 dabei und schaffte die zweitbeste Leistung aller 31 Finalisten. Dass er damit das Finale der besten 8 seinerzeit verpasste lag am Modus, der den 8 Vorlaufsiegern den Weg ins Finale ebnete. Michel musste im schnellsten Vorlauf gegen den Titelverteidiger und späteren Sieger, Hendrik Berner, ran und lieferte dem geübten Biathleten einen tollen Kampf, den er allerdings knapp verlor. Aus großem Respekt vor Michels Leistung bekam er vom Biathlon-Tourteam eine Freikarte für das Tourfinale in Oberhof 2024 und heute zeigt das Aushängeschild des Skivereins Haselfelde, dass er diese Freikarte gar nicht nötig gehabt hätte. Die Freikarte wird dennoch auf Umwegen für Glück sorgen, denn so können wir den Finalgutschein heute dem Zweitbesten der Etappe überreichen.

Ferdinand Röthele: Ein Zweiter wird zum Doppelsieger

Aus dem Finalbericht: …40 Sekunden Rückstand für Ferdinand Röthele, den sich der WSV Elbingerode extra vom SC Buntenbrock „ausgeliehen“ hat, um eine solche Lücke vielleicht noch zu schließen? Im Vorlauf performte Ferdinand exakt 41 Sekunden schneller als Linus Timmermann und 12 Sekunden schneller als Liv Hildebrand. Was geht da noch?

Linus Timmermann muss mit einem Schießfehler im Liegendschießen kurz in die Strafrunde. Liv Hildebrand nutzt die Minischwäche um vorbei zu ziehen. Ferdinand Röthele bleibt dahinter fehlerlos schießend bereit.

Liv Hildebrand geht mit rund 15 Sekunden Vorsprung ins letzte Stehendschießen. Können die Harzer Skihexen mit der 5. Finalteilnahme nun erstmals den Titel des Teamchampions holen? Liv startet mit 2 Schießfehlern. Die Running Gags kommen wieder in Wallung, da geht noch was für Linus Timmermann. Doch Liv Hildebrand bekommt in dieser schwierigen Situation die Kurve und legt 3 Treffer nach. Ab in die Strafrunde für lange 100 m und in der eigenen Hand haben es die Skihexen nun nicht mehr, denn Linus Timmermann hat den ersten Treffer bereits gesetzt. Mit schnellen 4 Treffern wäre was drin für ihn. Er wählt den ganz schnellen Rhythmus. Fehlschuss, Treffer, Treffer. Letzter Schuss, hopp oder topp, Fehlschuss. Linus muss ebenfalls für 100 m in die Strafrunde. Das dürfte nicht ganz reichen für die Running Gags, denn die Skihexe hat schon 50 ihrer 100 m abgearbeitet. Doch während nahezu alle Schaulustigen gebannt den Zweikampf verfolgen gelingt dem Dritten das Meisterstück. Ferdinand Röthele erkennt seine Minichance auf den Sieg und wählt einen Schießrhythmus, der eher an ein Maschinengewehr erinnert. Mitten hinein in die Anfeuerungen für Liv und Linus hallt der Jubel des WSV Elbingerode über den 5. Treffer von Ferdinand, der im Vollsprint an den Schießbahnen entlang die beiden in der Strafrunde kämpfenden Führenden links liegen lässt und als Erster in die letzte Runde läuft. Welche Sportart kann solche Dramaturgien raushauen, wie der Biathlon es vermag? Sekunden und Millimeter spielen mit den Emotionen und erschaffen Wechselbäder, die Pfarrer Kneipp begeistert hätten. Ferdinand Röthele hat rund 150 m kurz Zeit zu realisieren, dass der Siegjubel mit dem er empfangen wird tatsächlich ihm und dem WSV Elbingerode gilt.

Ferdinand Rötheles „Meisterstück“ ist zugleich die zweitbeste Einzelleistung des Tages mit 4:04 Minuten, 5 Sekunden hinter Michel Fräsdorfs phantastischen 3:59 Minuten, so dass wir ihn mit dem Gutschein zum Finale der Biathlon-Tour am 24./25. Februar 2024 belohnen können.