Keine Postkartenidylle, trüber Himmel doch heitere Menschen

Gespannt fahren wir an diesem ersten Adventswochenende erstmals in zehn Jahren Biathlon-Tour in den Vogelsbergkreis. Das Ziel ist die romantische Burgenstadt Schlitz, deren Stadtbild von gleich 5 Burgen mittelalterlicher Herkunft geprägt wird und die für ihren Weihnachtmarkt den 36 m hohen Turm der Hinterburg mit einigem organisatorischen Engagement in die größte Weihnachtskerze der Welt verwandelt. Das muss man sich wirklich mal anschauen, wie hier in diesem eher rauhen und recht dünn besiedelten Mittelgebirge der Advent in mittelalterlichen Flair zelebriert wird. Doch genau bei diesem “Ansehen” spielt die Natur, gerade zu diesem Zeitpunkt Ende November, eben nicht immer mit und wir sind zu unserem Start in den Advent so meilenweit von jener Postkartenidylle entfernt, die zwei Bilder weiter unten diese größte Weihnachtskerze in herrlichen Farben rot vor blau in all ihren Reizen porträtiert, dass wir sogar die Zelte als höchst notwendigen Schutz vor der Nässe von oben als “Aussichtskiller” zwischen uns und den Kerzenriesen platzieren müssen, was allerdings durch den verregnet, wolkiggrauen Ausblick dann auch zu verschmerzen ist.

Doch das “Anschauen” bleibt uns noch auf eine weitere Variante verwehrt, denn der Platz für die Biathlon-Tour ist heute leider nicht, wie gewohnt, mitten im Getümmel des Weihnachtmarktes, wie wir es von unseren langjährigen Adventsetappen in Menden, Mayen und Hofgeismar kennen, sondern ein gutes Stück unterhalb des eigentlichen Events. So haben wir zwar eine komfortabel ebene und große Fläche auf dem Kulturareal Am Hahnekiez und die Entscheidung des gastgebenden Stadtmarketings um Oliver Rohde und Nadja Hartung ist auch plausibel, aber die Biathlon-Tour kann wegen des nur spärlichen Laufpublikums ihre größte Stärke, das neugierig machen des Publikums, nicht so gut ausspielen, wie wir es diesem schönen Event gerne bieten würden. Dass es dennoch ein höchst lebendiges Event wird, bei dem aus ca. 250 Mitmachenden 50 mutige Wettkämpfende hervorgehen, die mit erstaunlichen Leistungen glänzen und sich über 7 Stunden von 11-18 Uhr einen wunderbar spannenden Kampf um den Etappensieg liefern, liegt an der Aufgeschlossenheit der Menschen hier. Die Mehrzahl der Besucher reagieren auf das Biathlonangebot, zeigt ihr Interesse an unserer Sportart, nicht alle aber viele testen ihre Treffsicherheit und wir feiern besonders die rund 50 spontanen Mutigen, die sich in das volle Biathlonerlebnis stürzen, der kurzen aber knackigen Anstrengung der 400 m Cardio-Skilanglauf in der Doppelstocktechnik nicht ausweichen und dadurch dem magischen Moment des Biathlons begegnen, dem Stehendschießen unter Belastung, dem Versuch, die 45 mm Durchmesser kleinen Ziele zu treffen, obwohl das Gewehr im Rhythmus der Atemlosigkeit hin und her wippt. Diese 23. Etappe der Biathlon-Tour 2025 gewinnt, mehr als die meisten anderen mit höherem “Durchgangsverkehr”, durch die Menschen, durch ihre Mitmachenden, von denen wir im Folgenden einige etwas näher vorstellen.

Neulinge und Könner in EINEM Wettbewerb auf Augenhöhe

Wann hatten wir in dieser Saison schon einmal 6 Meisterschützen/innen, die im Wettbewerb alle ihre 5 Schüsse in Treffer umwandelten? Und das bei “nur” 50 Wettkämpfenden? Die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen und besonders erfreulich ist, dass sich diese 6 Spitzenplätze auf drei Damen und drei Herren aufteilen. Zugegeben, die Ergebnisliste profitiert auch davon, dass eine der besten deutschen Sommerbiathlon-Nachwuchsathletinnen im Schülerinnenbereich, Sophie Wink, hier in Schlitz ihre Heimat hat und bei Aribert Frimmel in Bimbach trainiert. Die mehrfache Deutsche Vizemeisterin gehört heute ebenso zu den Besten, wie auch ihr Vater, Roman, der ebenfalls bei Deutschen Sommerbiathlon-Meisterschaften um Erfolge kämpft. Zu den beiden Lokalmatadoren kommen wir weiter unten noch ausführlicher, wie auch zu Matthias Blaschke, dem aktuellen Weltmeister im Orientierungslauf und über 3000m Hindernis der U60 bei den World Police an Firegames 2025 in Kanada, der auch bereits in zwei Finals der Biathlon-Tour vorne mitmischen konnte und heute aus Kassel nach Schlitz kommt, um sich noch für das Biathlon-Tourfinale zu qualifizieren.

Postkartenidylle vs Realität und ein klarer Ausblick

Um den ersten Absatz dieses Nachberichtes noch zu illustrieren und um dem Namen unseres Events hier, “Biathlon unter der größten Weihnachtskerze der Welt” gerecht zu werden, findet die Postkartenidylle dann doch einmal Einzug in diesen Nachbericht und gleich daneben die harte, nein graue Realität, die jedoch ihre Schönheit durch die kämpfenden Biathlonnovizen erhält.

Die untere Bildzeile dokumentiert, wie wir uns Biathlon zur Burgenweihnacht wünschen würden, nämlich “mittendrin”, wie hier auf den Bildern während des Weihnachtszaubers in Mayen (links) und beim Mendener Winter (rechts). Da unsere Biathlonarena dafür bekannt ist, dass sie sich so ziemlich jeder Begebenheit anpassen kann signalisieren wir hier bereits gerne unsere Bereitschaft, der größten Weihnachtskerze noch deutlich näher zu rücken.